Am 27. April wählt Wien und die Parteien ziehen mit ihren Kernthemen in den Wahlkampf. Am Mittwoch präsentierte die grüne Spitzenkandidatin Judith Pühringer ein umfassendes Öffi-Paket mit zahlreichen Vorschlägen. Das Herzensprojekt: Der Ausbau des Straßenbahnnetzes. „Straßenbahnen können zu den Champions des Wiener Öffi-Netzes werden: Sie sind rasch zu bauen, günstig, komfortabel und haben viel Kapazität”, so Pühringer und forderte gleich einmal 17 neue Straßenbahnlinien.

Unterstützung erhielt sie vom grünen Mobilitätssprecher Kilian Stark.„Die letzten Jahre haben gezeigt, wir müssen die Wiener Öffis widerstandsfähiger machen. Ausfälle, Verspätungen und überfüllte Busse und Züge sollen künftig der Vergangenheit angehören. Wenn Linien, wie durch das Hochwasser im Herbst, länger ausfallen, brauchen wir Alternativen. Darum wollen wir das Wiener Bim-Netz um ein Drittel erweitern“, so Stark.

Straßenbahnen über die Grenzen Wiens hinaus

Konkret soll das Wiener Straßenbahnnetz nach den Vorstellungen der Grünen in den kommenden zehn Jahren um insgesamt 68 km wachsen. Stark genutzte Buslinien sollen ein „Upgrade” zur Bim erhalten und auch die Straßenbahnlinie 8 entlang des Gürtels wird reaktiviert.

Einen besonderen Fokus legen die Wiener Grünen auf die Außenbezirke und fordern nach dem Modell der Badner Bahn „Stadtgrenzen überschreitende Linien” etwa nach Schwechat, Wolkersdorf oder Großenzersdorf. Auch die Reaktivierung der Kaltenleutgebenerbahn wurde in der Öffi-Offensive berücksichtigt.

„Wartezeit Null" für Öffis gefordert

Um die Fahrgäste schneller an ihr Ziel zu bringen, würden die Grünen sowohl Straßenbahn als auch Autobusse mit einer so genannten grünen Welle bevorzugen. „Die Möglichkeiten der Ampelbeeinflussung durch die Öffis müssen kompromisslos umgesetzt werden, um die Öffis schneller zu machen. Das Ziel ist ‚Wartezeit Null’ für Öffis, nach dem Motto: ‚Halt nur an Haltestellen'”, so Wiener Grünen. Dementsprechend werden generell für Öffis kürzere Intervalle gefordert: Zur Hauptverkehrszeit sollen die U-Bahnen alle zwei Minuten, Straßenbahnen alle drei und Busse mindestens alle fünf Minuten verkehren.

Was gut klingt, dürfte allerdings schwer finanzierbar sein. Denn das grüne Öffi-Paket sieht keine Preiserhöhung der 365-Euro-Jahreskarte bis 2030 vor. Trotzdem finanzierbar laut den Grünen, denn der vorgeschlagene Straßenbahn-Ausbau mit 1,7 bis zwei Milliarden Euro kostet „viel weniger” als die Lobauautobahn, für die bis zu 6 Milliarden Euro angenommen wird.

Die grüne Spitzenkandidatin Judith Pühringer setzt auf die Straßenbahn als Transportmittel der Zukunft.APA/FLORIAN WIESER

Auf wenig Gegenliebe stößt der grüne Vorschlag beim ehemaligen Koalitionspartner SPÖ Wien. „Wien hat mit 171 km das sechstgrößte Straßenbahn-Netz der Welt und ist damit schon heute eine Straßenbahn-Metropole. Und wir haben alleine in dieser Legislaturperiode drei neue Straßenbahnlinien auf Schiene gebracht“, erteilt der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses, Gemeinderat Erich Valentin (SPÖ), den Plänen eine Absage.