Habsburg in der Ukraine: Kaiser-Enkel berichtet aus dem Kriegsgebiet
Karl von Habsburg verlegte vor wenigen Tagen seinen Radiosender “Radio Krajina” aus Kiew heraus an einen sicheren Ort. In einem spannenden Interview spricht der Kaiser-Enkel über die Lage im Land, über den Verteidigungswillen der Ukrainer und über die europäische Dimension des Verteidigungskampfes.
Die Forderungen von Karl von Habsburg sind klar: Er hält den russischen Präsidenten Wladimir Putin für einen Kriegsverbrecher. Dieser müsse somit vor den internationalen Strafgerichtshof. Auch die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mehrfach geforderte Einrichtung einer Flugverbotszone hält er für rechtlich möglich und aus humanitärer Sicht sogar für notwendig, unterstreicht von Habsburg.
Das spannende Interview mit Karl von Habsburg
"Wenn Putin zu Atomwaffen greifen will, dann tut er es sowieso"
Der Präsident der Paneuropabewegung berichtet, wie die Wirtschaftssanktionen Putins Freunde hart treffen. Dennoch käme man nicht an militärischer Hilfe vorbei. Zu den Bedenken, dies könne einen nuklearen Krieg auslösen, meinte Karl von Habsburg: “Wenn Putin sich dazu entschlossen hat, nukleare Waffen einzusetzen, dann wird er es auch tun” – mit oder ohne militärische Unterstützung. Schon bisher hat er immer Vorwände für sein Handeln gefunden, sobald er sich dazu entschlossen habe.
Man müsse der Bitte der Ukraine um Hilfe ohne Bedingungen nachkommen, so der ehemalige Militärpilot.
Keine NATO-Osterweiterung wurde Moskau nie versprochen
Der Erzählung, wonach der Westen Russland im Jahr 1989 versprochen habe, die NATO nicht nach Osten zu erweitern, widersprach von Habsburg dezidiert. Unter Verweis auf sämtliche Zeitzeugen unterstrich der Kaiserenkel, dass solches damals nie besprochen wurde. Abgemacht wurde nur, dass die Befehlsstrukturen der NATO nicht nach Osteuropa wandern würden. “Aber eine Erweiterung der NATO kam nie zur Sprache.”
Im Übrigen sei es unzumutbar, einem souveränen Staat zu untersagen, sich aus freien Stücken dem Militärbündnis anzuschließen.
Der Kreml hat sich verschätzt
Insgesamt habe Russland die Lage eindeutig falsch eingeschätzt und tatsächlich erwartet, von den russischsprachigen Ukrainern begeistert empfangen zu werden. Doch nur wegen der gemeinsamen Sprache fühle man sich noch nicht als Russe. “Das wäre so, wie wenn ich mich als Österreicher als Deutscher bezeichnet würde.”
Der Krieg habe nun dazu geführt, dass russisch-sprachige Bewohner zu passionierten Ukrainern geworden sind. “Das hat Moskau bestimmt nicht vorausgesehen.”
Forderung nach Neutralisierung kaum einlösbar
Dass sich die Ukraine den Neutralitätswünschen Russlands beugt, bezweifelt der Kaiserenkel ebenfalls, denn diese seien unrealistisch. Moskau verstehe darunter nämlich die komplette Entmilitarisierung des Landes – nicht etwa eine wehrhafte Neutralität nach Schweizer Vorbild. “Russland will eine vollständige Neutralisierung, mit dem Ziel, das Land zu einem späteren Zeitpunkt einzunehmen.”
Die Paneuropabewegung Österreich ist Mitglied der Paneuropa-Union, der ältesten europäischen Einigungsbewegung, die 1922 in Wien gegründet wurde. Sie setzt sich für ein in Frieden und Freiheit geeintes Europa auf Basis eines christlichen Menschen- und Wertebildes sowie der Subsidiarität ein.
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