Die eskalierenden Vorwürfe gegen Israel wegen einer angeblichen Hungersnot im Gazastreifen sind kein Zufall – sie sind Teil eines gezielten Informationskriegs. Das erklärt der israelische Terrorismusforscher Eran Lahav im eXXpressTV-Interview. Lahav ist Analyst beim Israel Defense and Security Forum (IDSF), spricht fließend Arabisch und Deutsch und analysiert seit Jahren die Propaganda islamistischer Terrorgruppen. Sein Fazit: Hamas will eine neue Versorgungsstruktur sabotieren, die ihre Macht gefährdet.

Seit dem 19. Mai verteilt die von Israel unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) Millionen Mahlzeiten direkt an die Zivilbevölkerung – ohne Umweg über Hamas-nahe Netzwerke. Damit verliert die Terrororganisation ein zentrales Kontrollinstrument. Die Folge: Hamas greift Verteilzentren an, beschießt Konvois und schießt sogar auf Zivilisten, um die Versorgung zu unterbinden. „Täglich passieren über 80 LKWs die Übergänge“, erklärt Lahav – ein Erfolg, der für Hamas und manche mit ihr verbundene NGOs „ein Problem“ darstellt. Einige UN-nahe Organisationen würden GHF-Lieferungen sogar boykottieren, weil sie nicht mehr über Hamas laufen.

Hungerndes Kind – mit sechs Fingern

Zwei weit verbreitete Bilder zeigen angeblich hungernde Kinder – erst auf den zweiten Blick entpuppen sie sich als KI-Fakes. „Die glänzende Bildqualität verrät die Fälschung“, so Lahav. Meist ist es dasselbe Kind, und immer derselbe Trümmerhintergrund, minimal verändert. Der Zweck ist klar: „Hamas setzt die Hunger-Lüge als Waffe ein.“ Die Terrorgruppe weiß: Im Westen genügt ein Bild – und Israel steht am Pranger.

Tag für Tag werden die sozialen Medien mit solchen von KI generierten Bildern überschwemmt.X/Screenshot
Der Hintergrund ist ähnlich.X/Screenshot

Ein besonders authentisches Bild ging im vergangenen Jahr viral. Erst auf den zweiten Blick erkennt man: Das Kind hat sechs Finger. Das hat die KI nicht alles richtig gemacht.

Dieses Bild wurde auf Social Media zigfach geteilt. Wenn man näher hinsieht, erkennt man: Das Kind hat sechs Finger.X/Screenshot

Die Bürger hungern, in den Tunneln wird geschlemmt

Echte Videoaufnahmen zeigen das Gegenteil der KI-Erzählung: „Man sieht Hamas-Terroristen, wie sie sich in Tunneln an Hilfslieferungen laben – wohlgenährt und versteckt“, berichtet Lahav. Der Hunger treffe die Zivilisten, nicht die Täter. „Das ist zynisch, grausam – und gegen das eigene Volk gerichtet.“

Manche Fake News schaffen es in renommierte Medien

Ein weiteres Bild, das selbst große Medien übernahmen, zeigt ein unterernährtes Kleinkind. Doch die Wahrheit: Das Kind leidet an einer genetischen Krankheit. Es wurde deshalb in Italien behandelt. Die Mutter erklärte dies in einem Video – doch die Aussage wurde von einem palästinensischen Journalist gezielt herausgeschnitten. „Die Mutter war nicht unterernährt“, ergänzt Lahav. Trotzdem wurde das Bild weltweit von zahlreiche Medien als Beweis für eine Hungersnot verwendet – ungeprüft.

Das Kind leidet an einer genetischen Krankheit. Sein Bild schaffte es weltweit in namhafte Tageszeitung – als „Beweis“ für die Hungersnot in Gaza…Il Fatto Quotidiano/Screenshot

Wer wirklich gezielt ausgehungert wird

Aufrüttelnd ist auch der Fall der israelischen Geisel Ohad Ben-Ami. Die Hamas präsentierte ihn fälschlich als IDF-General. In Wahrheit war er ein Zivilist. Bei seiner Freilassung sah man ihn wieder – ausgemergelt und kraftlos. „Viele Geiseln bekamen tagelang nur ein Viertel Pita-Brot, oft verschmutztes Wasser – viele verloren Dutzende Kilos“, berichtet Lahav. „Die einzigen, die in Gaza gezielt ausgehungert wurden, waren israelische Geiseln.“

Rechts ist Ohad Ben-Ami zu sehen: Nein, er ist Zivilist und nicht der IDF-Offizier links im Bild, wie die Hamas behauptete.X/Screenshot
Ohad Ben-Ami – diesmal abgemagert und geschwächt (l.): Die 16 Monate Geiselhaft haben überdeutliche Spuren hinterlassen.X/Screenshot

Iranische Lügenkampagnen: Von Pilotinnen und Mossad-Bunkern

Auch der Iran nutzt gezielte Fälschungen. Während des Zwölf-Tage-Kriegs kursierte ein Bild, das angeblich eine gefangene israelische Pilotin zeigte. „In Wahrheit war es eine chilenische Fliegerin“, sagt Lahav. Danach folgte ein angeblich bombardierter Mossad-Hauptsitz – „aber das Bild war KI-generiert. Der Mossad steht noch.“

Diese Pilotin ist in Wahrheit Chilenin.X/Screenshot
Das Mossad-Headquarter wurde zerstört – von der KI.X/Screenshot

„Hamas ist auch ein propagandistischer Proxy des Iran“, unterstreicht Lahav. Viele der heutigen Manipulationstechniken stammen aus Teheran.

Der Informationskrieg: ein Kampf um die Wahrheit

„Es ist ein dauerhafter Prozess – und er wird sehr schwer“, sagt Lahav zum Kampf gegen KI-Fakes. Israel müsse mehr echte Informationen veröffentlichen, statt sich mit jenen auseinanderzusetzen, „die Israel ohnehin nie unterstützen“. Die digitale Propaganda wachse schneller als die Gegenstrategien. „Aber wenn wir die Akteure kennen, die Geschichte verstehen und auf Details achten, dann haben wir ein Werkzeug gegen die Lüge.“

Der israelische Terrorismusforscher Eran Lahav ist Analyst beim Israel Defense and Security Forum (IDSF), Gründer der Plattform „Mabaterror“ und Host des Podcasts „In the Crosshairs“. Er diente im Nachrichtendienst der IDF, war am Nationalen Sicherheitsrat tätig und lebt heute in Berlin. Lahav spricht fließend Deutsch, Arabisch, Englisch und Hebräisch.