Die EU treibt ihre milliardenschweren Aufrüstungspläne voran – im Schulterschluss mit der NATO. Als Rechtfertigung dienen düstere Szenarien: Politik und Medien warnen vor einem großen Krieg. Wladimir Putin, so das Narrativ, könnte nach einem Sieg über die Ukraine weiter nach Westen marschieren.

Doch wie real ist diese Bedrohung aus Sicht der Bevölkerung – vor allem in einem Land wie Österreich, das sich zur Neutralität bekennt und keinem Militärbündnis angehört?

Die EU-Kommission will Finanzmittel in Höhe von 800 Milliarden Euro mobilisieren.APA/AFP/POOL/Kenzo TRIBOUILLARD

Eine exklusive Umfrage des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) unter der Leitung von Christoph Haselmayer, durchgeführt im Auftrag des Libratus Magazins, liefert Antworten. Befragt wurden 1.060 repräsentativ ausgewählte Österreicher in der dritten Märzwoche 2025 – mit überraschend klaren Ergebnissen.

Angst vor einem Angriff auf Österreich? Kaum vorhanden

Die Frage nach der eigenen Sicherheit zeigt ein deutliches Stimmungsbild: Nur vier Prozent der Befragten haben große Angst vor einem russischen Angriff auf Österreich. 27 Prozent machen sich Sorgen – doch eine klare Mehrheit von 68 Prozent gibt an, keine oder nur geringe Angst zu verspüren.

Russische T-90-Panzer bei der Probe einer Militärparade auf der Moskauer Straße.GETTYIMAGES/rusm

Wird Russland weitere Länder angreifen?

Auf die Frage, ob Russland nach einem möglichen Friedensschluss in der Ukraine auch ein anderes europäisches Land angreifen könnte, antworteten 45 Prozent mit „ja“ – sie halten das Szenario für realistisch. Die Mehrheit hingegen sieht es gelassener: 49 Prozent halten einen weiteren Angriff für wenig wahrscheinlich oder ausgeschlossen.

EU-Armee oder nationale Verteidigung?

Auf die Frage „Sollte eine EU-Armee aufgestellt werden oder sollte sich jedes Land selbst verteidigen?“ sprachen sich 41 Prozent für eine EU-Armee aus. 20 Prozent würden die Verteidigung lieber der NATO überlassen – auch im Fall Österreichs. 17 Prozent plädierten für eine nationale Selbstverteidigung. 21 Prozent waren unsicher oder wollten eine andere Lösung.

FPÖ: Die Neutralität Österreichs sei ein essenzielles Fundament der Außenpolitik – und gemeinsam mit einer glaubwürdigen Landesverteidigung der wirksamste Schutz vor militärischen Bedrohungen.APA/HELMUT FOHRINGER

Auffällig: Die Parteipräferenz beeinflusst die Haltung stark. Mehr als 60 Prozent der Anhänger von Grünen, NEOS und ÖVP befürworten eine EU-Armee. Unter FPÖ-Wählern sind es nur 10 Prozent – ein Drittel von ihnen setzt auf Eigenverteidigung.

Das oft beschworene Bild vom russischen Vormarsch quer durch Europa sorgt in Österreich offenbar kaum für Beunruhigung – trotz der alarmistischen Töne aus Brüssel, Medien und Politik.