Werner Rydl (68), einst Steuerberater und Unternehmer, später verurteilter Steuerrebell, heute Auslandsösterreicher mit angeblichem Milliardenvermögen in Gold, sorgt nun mit einem Interview erneut für Aufsehen – denn darin geht es um jenes Video, das 2019 die türkis-blaue Regierung zu Fall brachte.

Bereits 2019 hatte Rydl in einer Mitteilung an die Staatsanwaltschaft erklärt, 264.377 Euro für Videomaterial bezahlt zu haben – für belastende Aufnahmen, die österreichische Politiker in heiklen Situationen zeigen. Er betonte damals, er sei weder Urheber noch Auftraggeber, sondern lediglich Käufer fertiger Mitschnitte gewesen.

Ein „Jolly‑Joker“-System über Jahre

Im Interview mit Report24 schildert Rydl, wie er über Jahre hinweg über einen Anwalt regelmäßig Videos anfertigen ließ: „Ich habe angeboten, pro Video 2.000 bis 3.000 Euro zu zahlen. Mich haben Aussagen interessiert, in denen Politiker betrunken oder unvorsichtig waren.“

Das Motiv sei nicht die Zerstörung von Karrieren gewesen, sondern die Absicherung gegen politische Angriffe: „Das sollte ein Jolly Joker sein – ein Druckmittel, falls es eng wird.“

Kontrollverlust bei Ibiza‑Video

Das Ibiza-Video sei Teil dieses Systems gewesen, aber ein Sonderfall: „Ich wusste nicht, dass es in Ibiza aufgenommen wurde. Ich habe nur Ausschnitte gesehen. Erst durch die Medien habe ich erfahren, worum es wirklich geht.“

Rydl betont, dass die Veröffentlichung nicht in seinem Sinne war: „Das war der erste Fall, bei dem die Kontrolle verloren ging.“ Er habe das Video nicht selbst weitergegeben und auch nicht bewusst veröffentlicht.

Politiker kauften Videos zurück

Rydl berichtet, dass das Ibiza-Video nicht das einzige belastende Material war. In mehreren Fällen hätten Politiker ihre Videos später zurückgekauft: „70 Prozent der Betroffenen haben das Video zurückgekauft – meist zum Drei- oder Vierfachen des Preises.“

Finanziert – aber ohne Kalkül für Ibiza

Ob Rydl rechtlich als Financier des Ibiza-Videos gilt, bleibt offen. Seinen eigenen Angaben zufolge war das Video Teil eines größeren Plans zur politischen Absicherung – nicht zur gezielten Zerschlagung einer Regierung. „Ich habe es finanziert – aber ich wusste nicht, was daraus wird.“

Sein Engagement mündete schließlich in einem der folgenschwersten politischen Erdbeben der Zweiten Republik.