Jahrzehntelang spannte Teheran seine Stellvertreter – Hamas, Hisbollah, Huthis – vor den Karren: Sie führten Krieg gegen Israel, während der Iran sicher im Hintergrund blieb. Doch diese Ära bricht jetzt zusammen: „Die Hamas ist in einer sehr, sehr schlechten Lage, Hisbollah massiv geschwächt, Assads Herrschaft in Syrien zusammengebrochen. Israel kann jetzt direkt den großen Feind Iran angreifen“, unterstreicht Dan Schueftan gegenüber dem exxpress.

Schueftan hat zahlreiche israelische Ministerpräsidenten in Sicherheitsfragen beraten, darunter Yitzhak Rabin und Ariel Sharon. Er leitet das Internationale Programm für Nationale Sicherheit an der Universität Haifa und ist überdies Dozent am National Defense College der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte.

Arabische Welt steht stillschweigend hinter Israel

Die alte Front „Israel gegen die Araber“ existiert nicht mehr: Anders als 1979 wollen heute Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien und die Golfstaaten ein starkes Israel – aus purem Eigeninteresse. Schueftan betont: „Heute geht es nicht mehr um ‚Israel oder die Araber‘, sondern um ‚Israel und die große Mehrheit der arabischen Welt‘ gegen die Radikalen.“

Offiziell werde Israel von arabischen Staatschefs zwar weiterhin kritisiert – doch heimlich unterstützen die arabischen Partner den jüdischen Staat.

Ali Khamenei, Irans Oberster Führer: Seine Macht bröckelt – und das ist auch im Interesse der arabischen Staaten.APA/AFP/KHAMENEI.IR

Radikale isoliert – ohne Iran keine Macht

Hamas, Hisbollah & Co. werden nicht verschwinden, prognostiziert Schueftan, doch ohne Rückhalt aus Teheran und ohne breite Unterstützung in der Region bleiben sie isoliert. „Die Hamas will nur eins: Juden umbringen. Aber ohne starke Unterstützung sind sie eine winzige Minderheit, die nichts mehr ausrichten kann.“

Nuklearbombe: Die letzte rote Linie

Seit der massiven Schwächung der Iran-treuen Kräfte im vergangenen Jahr arbeitet der Iran mit aller Kraft an seinem Atomprogramm – nur das könnte Teheran noch retten: „Sobald der Iran Kernwaffen hat, ist er immun wie Nordkorea.“

Um das zu verhindern, greift Israel an. Zudem produziert der Iran ballistische Raketen in hoher Zahl. Auch sie sind eine existenzielle Bedrohung.

Eine Niederlage Teherans schwächt auch die Hamas-Terroristen (Bild) und könnte den Krieg in Gaza schneller beenden.APA/AFP/MOHAMMED ABED

Israels Luftwaffe fliegt ungehindert über Teheran

Im Prinzip habe Israel bereits gesiegt: Heute fliegt die israelische Luftwaffe ungehindert über Teheran. „Wenn das möglich ist, dann ist das keine Großmacht mehr“, kommentiert Schueftan. Das sei von enormer Bedeutung für den gesamten arabischen Raum – nicht nur für Israel.

Iran-Abkommen oder Regimewechsel?

Sollte es am Ende des jetzigen Krieges zu einem Abkommen kommen, müsse es nicht nur den Bau der Bombe umfassen, sondern auch Raketenfabriken und die Terrorfinanzierung.

Ein Regimewechsel sei möglich, aber nur, wenn das iranische Volk die Chance ergreife. Schueftan präzisiert: „Je schwächer das Regime, desto eher können die konstruktiven Kräfte im Iran diese Barbaren beseitigen. Dann gibt es Hoffnung für den Nahen Osten.“

Netanjahu und Trump: Laut Schueftan ist die Zusammenarbeit mit Trump für Israel im Iran-Konflikt deutlich einfacher als unter Obama oder Biden.APA/AFP/SAUL LOEB

Europa schaut zu – Lob für Trump

Zur aktuellen scharfen Kritik an Israel – etwa aus Großbritannien, Frankreich oder Spanien – meint Schueftan: „Israel kann sich auf Europa nicht verlassen.“ Das habe man historisch mehrfach erlebt. Deutschland, Tschechien, Ungarn und Österreich seien dagegen relativ verlässliche Partner.

Klar sei aber auch: Europa wird von Israels Erfolg profitieren. Ein geschwächter Iran bedeutet weniger islamistischen Einfluss – im Nahen Osten wie in europäischen Städten. „Wenn etwa die Radikalen in Gaza den Krieg verlieren, wird das auch für die Radikalen in Europa eine Demütigung sein.“

Großes Lob gibt es für Donald Trump: Die Zusammenarbeit mit ihm laufe derzeit wesentlich besser als mit Barack Obama und Joe Biden.

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