
Iran-Krieg: General Kuperwasser verrät – voraussichtlich noch eine Woche!
Israel führt beispiellose Schläge gegen Irans Nuklear- und Raketenprogramm aus. Im exxpressTV-Interview spricht der hochrangige Geheimdienst-General Yossi Kuperwasser offen über Israels Erfolge, die voraussichtliche Dauer des Kriegs – und warum ein Regime-Umsturz nicht geplant, aber erwünscht ist.

„Es ist ein massiver Angriff mit bisher sehr guten Ergebnissen.“ Brigadier General Yossi Kuperwasser, ehemaliger Chef der Forschungsabteilung des IDF-Geheimdienstes und einer der führenden israelischen Sicherheitsanalysten, zeigt sich im Interview mit exxpress-Redakteur Stefan Beig sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Kriegs gegen den Iran. Israel hat dem Nuklearprogramm bereits schwere Schläge versetzt – doch der schwierigste Teil steht noch bevor: Er liegt tief unter der Erde – die Uran-Anreicherungsanlage Fordo, die mit herkömmlichen Bomben extrem schwer zu zerstören ist.
Dazu Kuperwasser: „Wir sind dahinter. Wie Sie wissen, hat auch Präsident Trump in den letzten Tagen über ein mögliches Vorgehen dagegen beraten, und es scheint, dass er geneigt ist, etwas zu unternehmen.“
Raketenfabriken vernichtet – Wissenschaftler ausgeschaltet
Israels Schläge zerstörten nicht nur Atomanlagen, sondern auch die militärische Infrastruktur massiv: „Wir haben einige Anlagen getroffen, die zur Herstellung ballistischer Raketen genutzt werden. Überdies haben wir die Abschussvorrichtungen getroffen, wir haben viele Raketen getroffen, und wir haben die meisten jener Raketen getroffen, die gegen uns gestartet wurden.“
Zudem zerschlägt Israel gezielt das Wissen hinter der Bombe: „Wir haben auch die Wissenschaftler des Nuklearprojekts getroffen. Außerdem töteten wir die Schlüsselfiguren im iranischen Sicherheitssystem und haben der Führung ihrer Sicherheitsstruktur, dem Militär und der Führung der Revolutionsgarden erhebliche Schäden zugefügt.“
„Werden ihre Fähigkeit zum Gegenschlag nicht brechen können“
Nicht nur wegen des Baus von Atomwaffen bleibt der Iran gefährlich: „Zu Beginn des Krieges hatten die Iraner etwa 1.800 ballistische Raketen. Sie wollten auf 8.000 kommen.“
Grundsätzlich werde Teheran auch weiterhin Israel zusetzen können: „Wir werden ihre Fähigkeit zum Gegenschlag nicht brechen können.“ Der Iran werde weiterhin Raketen auf Israel abfeuern können: „Wir berücksichtigen all das und sind darauf vorbereitet.“
Besonders brisant bleibt die nukleare Bedrohung: „Laut dem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hatten die Iraner bereits 408 Kilogramm hoch angereichertes Uran mit 60 Prozent Anreicherung angesammelt, was sehr nahe an waffenfähigem Uran ist. Das würde es ihnen ermöglichen, innerhalb einer Woche genug Material für eine oder zwei Bomben zu haben. Danach könnten sie genug spaltbares Material für etwa 15 Bomben produzieren. Das ist eine Situation, die wir uns nicht leisten können.“
Wie lange noch? „Etwa eine Woche“
Israels Offensive wird nicht enden, bevor der Iran seine Fähigkeit, sich nuklear aufzurüsten, endgültig verloren hat. Wie lange das noch dauern wird? Kuperwasser nennt eine konkrete Zahl, auch wenn es sich nicht mit Sicherheit vorhersagen lässt: „Zunächst einmal ist es nicht mehr schwierig für uns, ihr Atomprogramm zu zerstören – aber es braucht einfach Zeit, weil das Projekt so groß ist. Ich denke, dass wir noch etwa eine Woche brauchen werden, bis wir mit den Ergebnissen zufrieden sind.“
Scharfe Kritik an Obama
Für die bisherige Atompolitik mancher westlicher Regierungen findet der Experte deutliche Worte: „Die Obama-Regierung dachte, dass das Wiener Atom-Abkommen von 2015 (JCPOA) den Iran dazu bringen würde, seinen Kurs zu ändern, Mitglied der Staatengemeinschaft zu werden, und die Lebensbedingungen seiner Bevölkerung zu verbessern. Alles Wunschdenken! Die Obama-Regierung hat sich selbst belogen.“
Das habe auch die IAEA vor wenigen Tagen bestätigt: „Der Iran hatte demnach ein strukturiertes militärisches Nuklearprogramm, das Nuklearwaffen produzieren sollte und das die Iraner nie offengelegt haben.“
Regimewechsel? Kein Ziel – aber „wichtig“
Ein Sturz der Mullahs ist nicht das unmittelbare Kriegsziel – aber aus Sicht Israels wäre er die dauerhafte Lösung: „Ein Regimewechsel ist aus israelischer Sicht kein erklärtes Ziel dieses Krieges. Nicht, dass wir keinen Regimewechsel im Iran wollen — ich halte es für extrem wichtig, dass sich das Regime ändert.“
Kuperwasser betont: „Wenn die Iraner einen Regimewechsel wollen – und ich weiß, dass sie es wollen, denn die große Mehrheit mag dieses Regime nicht und leidet darunter –, dann müssen sie selbst die Initiative ergreifen.“
„Ein neuer Naher Osten“ – mehr Abraham-Abkommen denkbar
Schon jetzt sei klar: Diese Operation habe den Nahen Osten verändert. „Selbst wenn es keinen Regimewechsel gibt, ist der Nahe Osten jetzt schon ein neuer Naher Osten, denn jeder war skeptisch, ob Israel in der Lage ist, das iranische Nuklearprojekt und die iranische Bedrohung zu bewältigen.“
Ein Regimewechsel könnte noch weitreichendere Folgen haben: „Israels Abraham-Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Marokko ermöglichen es allen Vertragspartnern, gemeinsam zu gedeihen und vom wissenschaftlichen, technischen, wirtschaftlichen und touristischen Austausch zu profitieren — all die Dinge, die Menschen glücklicher machen. Darauf wollen wir uns konzentrieren. Und mit einem anderen Regime im Iran wird der Nahe Osten genau in diese Richtung gehen.“
Auch Saudi-Arabien, Syrien und der Libanon könnten Teil weiterer Abkommen mit Israel werden: „Zunächst einmal denke ich, dass Saudi-Arabien daran interessiert ist, die Abraham-Abkommen voranzutreiben. Aber auch Syrien und der Libanon haben daran Interesse, besonders wenn Iran aus dem Spiel ist, der den Nahen Osten destabilisiert.“
Zur Person: Brigadier General (Res.) Yossi Kuperwasser
Brigadier General (Res.) Yossi Kuperwasser ist einer der renommiertesten israelischen Experten für Geheimdienst und Sicherheit. Er leitete die Forschungsabteilung des Militärgeheimdienstes der Israel Defense Forces (IDF) und war Generaldirektor des israelischen Ministeriums für Strategische Angelegenheiten. Während seiner aktiven Dienstzeit diente er unter anderem als Geheimdienstoffizier des Zentralkommandos, als militärischer Attaché in den USA und nahm am Jom-Kippur-Krieg sowie am Ersten Libanonkrieg teil.
Heute leitet Kuperwasser das Jerusalem Institute for Strategy and Security (JISS) und arbeitet als Senior Project Manager am Jerusalem Center for Public Affairs (JCPA), mit Schwerpunkt auf sicherheitspolitischen Aspekten des israelisch-palästinensischen Konflikts. Er ist Mitglied des Misgav Institute, Mitbegründer des Eliteprogramms Havatazlot im Nachrichtendienst und hat zahlreiche Fachartikel veröffentlicht. Kuperwasser hat einen M.A. in Volkswirtschaft sowie einen B.A. in Arabischer Sprache und Literatur.
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