Jetzt ist es fix: Kurz heuert bei Star-Investor und Trump-Berater Thiel an
Nun ist die Katze aus dem Sack: Altkanzler Sebastian Kurz hat einen neuen Job – in Kalifornien. Sein Arbeitgeber ist kein geringerer als der US-Milliardär Peter Thiel. Thiel ist Trump-Fan und war einst erster Facebook-Investor.
Schon vor zehn Jahren, mit 25 Jahren, noch als Integrationsstaatssekretär, nannte Sebastian Kurz die Privatwirtschaft als sein eigentliches Karriereziel. Zehn Jahre später ist es nun soweit. Dass Kurz einen Managerjob in den USA bekommen wird, war bereits klar – nur wo? Zunächst war von einem Job bei der US-Datenanalysefirma Palantir die Rede. Wie sich nun herausstellt, wird Kurz zwar nicht bei Palantir arbeiten, aber bei einem Palantir-Mitbegründer, nämlich Peter Thiel.
Sebastian Kurz selbst ließ die Katze aus dem Sack: Er wird im ersten Quartal 2022 als “Global Strategist” bei Thiel Capital beginnen, wie Medien einhellig berichten.
Milliardär mit libertärer Weltanschauung
Der US-Investor Peter Thiel (54) hat deutsche Wurzeln, ist Republikaner und unterstützte Ex-US-Präsident Donald Trump. Seine politische Weltanschauung ist libertär – also stark freiheitlich, marktfreundlich und staatskritisch. Thiel nimmt sich öffentlich kein Blatt vor den Mund: Im April 2021 erklärte er in einem Interview mit dem deutschen Journalisten Gabor Steingart, Noch-Bundeskanzlerin Merkel verkörpere den “ewigen Murmeltiertag”, Deutschlands Angstkultur hemme den Neustart, sozialdemokratisches Denken sei im Übrigen schuld an der Angst vor dem Erfolg und überall sei die Political Correctness das Problem.
Thiel machte sich als Investor der ersten Stunde bei Facebook und Co-Gründer der Online-Bezahlplattform PayPal in der Finanzwelt einen Namen. Ursprünglich lag sein Focus ganz auf Silicon Valley. In den vergangenen Jahren äußerte sich Thiel zuweilen skeptisch bezüglich der dortigen IT-Szene. Zuweilen vermisst er den Mut zu echter Innovation. In seinem kurzen Buch “Zero to One: Wie Innovation unsere Gesellschaft rettet” hat Thiel seine eigene Unternehmens- und Wirtschaftsphilosophie präsentiert. Er versteht das Buch als Wegweiser aus der “technologischen Sackgasse”. Thiels Vermögen wird auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt.
Thiels libertäre Weltsicht schlägt sich auch in einigen seiner jüngeren Investments nieder. So investierte Thiel Millionen von Dollar in das SeaSteading Institute, eine Firma, die schwimmende Städte vor der Küste errichten will. Die Idee: Auf solchen schwimmenden Städten soll eine Art libertäres Paradies entstehen, frei von den Gesetzen und Einschränkungen des Festlandes. Seit 2004 spendete Thiel auch Millionen Dollar an Organisationen, die für eine Schrumpfung des Staatsapparats kämpfen. Bevor Thiel zum Berater von Trump wurde unterstützte er den libertären Republikaner Ron Paul, der sich parteiintern um die republikanische Kandidatur zu den US-Präsidentschaftswahlen 2008 und 2012 bewarb.
Kurz und Thiel kennen sich seit vielen Jahren
Kurz kennt den Milliardär mit deutschen Wurzeln seit vielen Jahren. Von der Münchner Sicherheitskonferenz 2017 – Kurz war damals Außenminister – existiert sogar ein gemeinsames Foto. Kurz schrieb dazu auf Twitter: “Großartig, Dich kennengelernt zu haben. Danke für die Möglichkeit.”
Great to meet @peterthiel at #MSC2017 and to discuss how #digitalization changes our world. Thanks for the opportunity! pic.twitter.com/WWcodmnZVS
— Sebastian Kurz (@sebastiankurz) February 17, 2017
Man sprach damals schon über die Digitalisierung – und verlor sich nie aus den Augen. Kurz und Thiel tauschten sich wiederholt persönlich aus. Die Vertrauensbasis dürfte Kurz nun dabei geholfen haben, nach dem Polit-Aus rasch den top-dotierten Manager-Posten an der US-Westküste ergattert zu haben. Die Jahresgage soll deutlich über jenen 312.000 Euro liegen, die Kurz brutto als Kanzler kassierte.
Laut engen Vertrauten wird Kurz zwischen den USA und Europa pendeln. Lebensmittelpunkt seiner Familie – Sohn Konstantin kam im November zur Welt – soll Wien bleiben. Kurz beabsichtige, so ein Insider zu “Heute”, in Europa das eine oder andere Aufsichtsratsmandat anzunehmen.
Die steile Karriere vom Juristen zum Starinvestor
Peter Thiel wurde am 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater Klaus arbeitete als Chemiker. Da er oft die Arbeitsstelle wechseln musste, zog die Familie mehrmals um. Schlussendlich ließen sich die Thiels 1977 in Foster City, Kalifornien, nieder.
Nachdem Thiel an der Stanford-University einen Bachelor in Philosophie erwarb, bestand er 1992 seine Prüfung als Jurist und bekam den in den USA üblichen Titel Juris Doctor. Er arbeitete anschließend für einen Bundesrichter und bei einer Anwaltskanzlei. Nach einem Jahr Juristenarbeit zog es Thiel anschließend in die Wirtschaft. Als Händler von Derivaten arbeitete er bei der Schweizer Großbank Credit Suisse. 1996 gründete Thiel mit dem Thiel Capital Management seinen eigenen Anlagefonds.
Peter Thiel hat heute drei Staatsbürgerschaften: USA, Deutschland und Neuseeland und ist seit 2017 mit dem Finanzexperten Matt Danzeisen verheiratet. Die Zeremonie fand in Wien statt; Gäste dachten damals, sie seien zum 50er geladen.
Sebastian Kurz' Passion für Kaliforniens Tech-Giganten
Kurz hat eine Vorliebe für Kalifornien und seine Tech-Giganten. Er reiste wiederholt als Außenminister und Kanzler an die West Coast. “Der digitale Wandel ändert unsere Wirtschaft und Arbeitswelt grundlegend”, erklärte Kurz vor einer seiner Reisen. “Europa muss diese Entwicklungen mitgestalten, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze auf unserem Kontinent zu erhalten.” Und: “Wenn wir in Österreich den digitalen Wandel mitgestalten wollen, dann müssen wir von den Besten lernen.“ Das Silicon Valley biete weiterhin die größte Dichte an jenen Firmen, die “unser Leben und Wirtschaften weltweit maßgeblich beeinflussen.”
Im Oktober wäre wieder ein Trip geplant gewesen – doch wegen der Chat-Affäre ist das Vorhaben geplatzt, ebenso wie eine Laudatio, die Kurz in Berlin auf Peter Thiel hätte halten sollen. Dem Investor und Multi-Milliardär wurde dort der Frank-Schirrmacher-Preis verliehen.
PS: Peter Thiel ist auch leidenschaftlicher Schachspieler und gehörte bis 2003 zu den 1000 besten Spielern der USA. Er nimmt allerdings an Turnieren nicht mehr teil. Vor einigen Jahren tauschte er sich mit Ex-Weltmeister Garry Kasparov über Politik aus.
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