
Kehrt Farah Pahlavi zurück nach Teheran?
Wenn das Regime in Teheran stürzen sollte, könnte für Farah Diba Pahlavi nach Jahrzehnten im Exil eine Rückkehr in den Iran bevorstehen: Die 86-Jährige war einst die erste und zugleich letzte Schahbanu – also Kaiserin – des Landes.
Farah Diba Pahlavi war Ehefrau des letzten Schahs, dessen Sohn nun auf das nahe Ende der islamischen Republik wartet. Ihr Leben spiegelt beinahe ein ganzes Jahrhundert iranischer Geschichte wider – von Zeiten des Aufbruchs und der Modernisierung über den Kampf um Frauenrechte bis hin zur Islamischen Revolution und dem langen Exil. Nun besteht die reale Hoffnung, dass sie auch die Befreiung ihrer Heimat noch erleben wird.
Nach über vier Jahrzehnten islamistischer Herrschaft könnte sich der Iran neu erfinden – und dabei auf alte Fundamente zurückgreifen. Eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die Bevölkerung keineswegs geschlossen auf eine säkulare Republik zusteuert: Zwar sprechen sich 34 Prozent dafür aus, doch 22 Prozent bevorzugen weiterhin die Islamische Republik – und immerhin 19 Prozent wünschen sich eine konstitutionelle Monarchie (nur drei Prozent eine absolute). Die Monarchisten stellen damit eine relevante politische Kraft dar, nicht nur im Exil, sondern auch im Inneren des Landes. Für viele Iraner verkörpert die Monarchie eine Symbiose aus Moderne und Tradition.

Wer die heutige Bedeutung des Monarchismus im Iran verstehen will, muss auch seine Vorgeschichte kennen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert geriet der Iran ins Visier imperialer Machtpolitik. 1901 schloss das Land mit Großbritannien einen Konzessionsvertrag, der fast alle Rechte an der Ölgewinnung an die Anglo-Persian Oil Company (später BP) übertrug. Die britische Seite verdiente Milliarden, während die iranische Bevölkerung weitgehend leer ausging. Nachdem Premierminister Mohammad Mossadegh 1951 das Öl verstaatlicht hatte, wurde er am 19. August 1953 durch einen von den Geheimdiensten der USA und Großbritanniens orchestrierten, illegalen Putsch (Operation Ajax) aus dem Amt gedrängt.
Schah wurde 1979 gestürzt
Wer die heutige Bedeutung des Monarchismus im Iran verstehen will, muss auch seine Vorgeschichte kennen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert geriet der Iran ins Visier imperialer Machtpolitik. 1901 schloss das Land mit Großbritannien einen Konzessionsvertrag, der fast alle Rechte an der Ölgewinnung an die Anglo-Persian Oil Company (später BP) übertrug. Die britische Seite verdiente Milliarden, während die iranische Bevölkerung weitgehend leer ausging. Nachdem Premierminister Mohammad Mossadegh 1951 das Öl verstaatlicht hatte, wurde er am 19. August 1953 durch einen von den Geheimdiensten der USA und Großbritanniens orchestrierten, illegalen Putsch (Operation Ajax) aus dem Amt gedrängt.
Nach diesem Putsch setzten die Westmächte den Schah wieder ein, der bis 1979 autoritär und westlich gestützt regierte. Diese Episode – die massive westliche Einmischung ohne Kolonisierung im strengen Sinne – prägt bis heute das Selbstverständnis der Islamischen Republik. Der antiwestliche Reflex innerhalb der iranischen Bevölkerung hat hier seine historischen Wurzeln.
Die Kaiserin der Kunst
Manche nicht-westliche Länder streben aus eigener Kraft nach Modernität – andere tun es nicht. Der Iran ist in vielerlei Hinsicht ein widersprüchliches Land, doch eines war er stets: eine Kulturnation mit tiefen zivilisatorischen Wurzeln, die mit Modernität nie grundsätzlich unvereinbar war. Gerade deshalb konnte eine Figur wie Farah Pahlavi überhaupt entstehen – und gerade deshalb entfaltet ihr Wirken bis heute symbolische Kraft. Farah Pahlavi verkörperte eine Idee von Fortschritt, die nicht im Widerspruch zur iranischen Identität stand, sondern aus ihr hervorging. Man sah es in ihrem Wirken, ja selbst im Stoff, den sie trug: Zur Krönungszeremonie im Jahr 1967 trug sie ein langes weißes Satin-Kleid von Dior; das Emblem Irans war in Gold in den Umhang eingestickt – als wollte sie Tradition und Moderne miteinander versöhnen.
Farah Pahlavi nutzte ihre Rolle als Schahbanu (Kaiserin) nicht allein repräsentativ, sondern begriff sie als umfassenden gesellschaftlichen Auftrag. Mit einem eigenen Büro, das sich den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kultur und Soziales widmete, initiierte und unterstützte sie zahlreiche gesellschaftliche Projekte. 1977 eröffnete sie in Teheran das Museum für zeitgenössische Kunst. Sie tat dies wie eine Kulturpolitikerin mit einem politischen Anspruch: Der Iran sollte nicht nur Modernisierung nachholen, sondern in der Avantgarde mitspielen. Das Museum versammelte Werke von Picasso, Rothko, Pollock, Monet – und machte Teheran für einen kurzen historischen Moment zu einem zentralen Ort der globalen Kunstszene. Das vielleicht berühmteste Foto aus dieser Zeit zeigt sie im Gespräch mit Andy Warhol.
Farah Pahlavi arbeitete eng mit der Kuratorin Donna Stein zusammen, begleitete die Hängung der Werke, sprach mit Künstlern, inspizierte jeden Raum. Für Farah Pahlavi war westliche Kunst nicht fremd oder gefährlich, sondern Ausdruck von Freiheit, Kreativität und universeller Schönheit. Wo Farah Pahlavi Modernität einführte, herrscht heute die Moralpolizei. Der Kontrast ist so grell wie ikonisch.
Engagement für Randgruppen
Besonders bemerkenswert war ihr Engagement für Randgruppen: „Sie gründete das erste Dorf im Iran, in dem Leprakranke nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch gesellschaftlich rehabilitiert wurden“, schreibt frauenfiguren.de. Und weiter: „Farah Pahlavi gründete mehrere Waisenhäuser, Fachschulen und Institutionen für die Teilhabe von körperlich Beeinträchtigten; die ehemalige Pfadfinderin förderte auch die Organisation der Pfadfinderinnen im Iran. Außerdem förderte sie mit Schirmherrschaften die Literatur, das Theater und die Museumslandschaft im Iran, insbesondere mit Fokus auf Kinder und die persische Sprache. Farah Pahlavi unternahm Inspektionsreisen in abgelegene Gebiete ihres Landes und begleitete ihren Mann bei Staatsbesuchen rund um die Welt, unter anderem auch 1967 nach Deutschland“.
Symbolfigur einer untergegangenen Fortschrittstradition
Im Jahr 1967 erlangte Farah Pahlavi eine noch bedeutendere politische Rolle: Sie wurde nicht nur zur Kaiserin gekrönt, sondern offiziell zur Vizekönigin ernannt – mit der Befugnis, im Fall von Abwesenheit oder Tod ihres Mannes als Regentin zu fungieren. Gleichzeitig war sie mit ihrer Schwägerin maßgeblich an einer Reform des Familienrechts beteiligt, die Frauenrechte im Iran deutlich stärkte. Frauen erhielten unter anderem das Recht, selbst die Scheidung einzureichen, während Männer künftig Gründe angeben und für Versorgungssicherheit sorgen mussten, wenn sie eine Zweitfrau heiraten wollten. Auch das Mindestalter für den Thronfolger wurde auf 20 Jahre angehoben, um Farah Pahlavis Stellvertreterrolle im Übergangsfall rechtlich abzusichern – ein bedeutsamer Schritt in Richtung Gleichstellung der Frau in der iranischen Gesellschaft.
Diese Reformen stießen bei religiösen Führern wie Ayatollah Khomeini auf heftigen Widerstand. Die Aufwertung weiblicher Rechte, repräsentiert durch die mächtige Figur der Schahbanu, wurde von islamischen Kräften als Bedrohung empfunden. Der wachsende Gegensatz zwischen dem modernisierenden Hof und dem traditionalistischen Klerus trug maßgeblich zur gesellschaftlichen Spaltung bei, die schließlich in der Islamischen Revolution von 1979 und im Sturz des Schah-Regimes kulminierte. Farah Pahlavi wurde dadurch nicht nur zur letzten Kaiserin des Iran, sondern auch zur Symbolfigur einer untergegangenen Fortschrittstradition. Die schon bald zurückkehren könnte.
Dieser Beitrag ist ursprünglich bei unserem Partner-Portal NiUS erschienen.
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