Bei der letzten Nationalratswahl haben die Grünen abgeschmiert. Die Ökopartei verlor 5,7 Prozent der Stimmen und vereinigte lediglich 8,2 Prozent der Wählerstimmen auf sich. Nach 13,9 Prozent bei der Nationalratswahl 2019 eine schallende Ohrfeige von Seiten des österreichischen Wahlvolks.

Grund genug für den langjährigen Vorsitzenden der Partei, Werner Kogler (63), den Hut zu nehmen. Nach Kogler soll die Geschicke der Ökopartei aller Voraussicht nach eine Frau übernehmen – entweder die ehemalige Klimaministerin Leonore Gewessler oder Ex-Justizministerin Alma Zadic. Minimale Chancen auf den Parteivorsitz soll auch der oberösterreichische Landesrat Stefan Kaineder haben.

Ab 4. Mai können sich Aspiranten für den grünen Parteivorsitz offiziell bewerben, am 29. Juni werden die 256 Delegierten beim Bundeskongress in Wien dann abstimmen. Gewessler, die vor ihrer Polit-Karriere bei den Grünen in der Geschäftsführung der Naturschutzorganisation “Global 2000” tätig war, hat am Mittwoch bereits angekündigt, dass sie Ende Juni ins Rennen gehen will. Nun richten sich alle Blicke auf Zadic. Wird sie sich mit Gewessler messen?

Leonore Gewessler (li.) und Alma ZadicIMAGO/SNA

Alle sollen die Grünen verstehen: sowohl jene, die im Hörsaal sitzen, als auch jene, die im Wirtshaus sitzen

Dass es die Grünen mit ihrem Kernthema Klimaschutz in der Öffentlichkeit zurzeit schwer haben, durchzukommen, ist besonders gut an den Umfragen abzulesen. Bei der Nationalratswahl im September des Vorjahres interessierte das Thema nur wenige Menschen in Österreich. Bei der jungen Wählerschaft (bis 34 Jahren) rangierte das Thema bloß auf Platz fünf, unter allen Befragten gar nur auf Rang sieben.

Unter ihrer neuen Führung wollen die Grünen neben dem Klimaschutz künftig deshalb auch die Sozialpolitik verstärkt thematisieren. Der scheidende Parteichef gibt hierbei die Marschrichtung vor. Gegenüber “profil” sagte Kogler Folgendes: Wer Aufmerksamkeit bekommen wolle, müsse zugespitzt formulieren. “Die Maxime ist, im Hörsaal und im Wirtshaussaal gehört und verstanden zu werden”, so der Noch-Grünen-Chef.

Hört sich glatt wie eine Formel aus dem Rezeptbuch der Populisten an, die die Grünen wegen ihrer Vereinfachungen so sehr bekämpfen.

Noch-Grünen-Chef Werner Kogler mit Alma Zadic (li.) und Leonore GewesslerIMAGO/Manfred Siebinger

Wer soll Ihrer Meinung nach die Nachfolge von Werner Kogler bei den Grünen antreten?