Bereits im September versicherte die Bildungsdirektion, dass alle Klassen besetzt seien. Der interimistische Bildungsdirektor von Wien, Arno Langmeier, betonte noch zu Beginn des Schuljahres: „In jeder Klasse wird ein klassenführender Lehrer stehen.“ Inzwischen hat Elisabeth Fuchs das Amt übernommen. Doch die Gewerkschaft warnt vor einem Personalnotstand.

Im November des aktuellen Schuljahres waren laut dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) 1,5 Prozent der Lehrstellen unbesetzt. Zu diesem Zeitpunkt waren 271 Stellen ausgeschrieben, von denen einige nur wenige Stunden umfassten. Im Jänner, also am Ende des ersten Semesters, sah die Situation ähnlich aus: Im Pflichtschulbereich gab es etwa 380 ausgeschriebene Stellen, wie die Wiener Bildungsdirektion auf Anfrage des „Kuriers“ mitteilte.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS).APA/HELMUT FOHRINGER

Nicht alle dieser Stellen seien sofort zu besetzen, da ein Teil erst im Verlauf des zweiten Semesters frei werde, erklärte eine Sprecherin. Man strebe einen „möglichst reibungslosen Übergang“ an, weshalb bereits jetzt nach Nachfolgern gesucht werde, so die Bildungsdirektion. Trotz der hohen Fluktuation wies Langmeier im September darauf hin, dass die Medienberichte über zahlreiche Kündigungen von Lehrkräften nicht zutreffend seien: „Das ist so nicht möglich zu sagen, da es verschiedene Gründe wie Pensionierungen oder Schwangerschaften gibt.“

Lehrergewerkschaft warnt vor Personalnotstand

Thomas Krebs von der Wiener Lehrergewerkschaft hat eine andere Auffassung: „Die Zahlen allein sagen nichts über den Personalnotstand. Wir sind notorisch unterbesetzt.“ Dies sei auf die hohe Fluktuation zurückzuführen, die Langmeier jedoch lediglich auf Karenzzeiten und Pensionierungen beschränkt. Häufig komme es vor, dass qualifizierte Lehrkräfte ihren Dienst in Wien niederlegen, sich nach Positionen in den benachbarten Bundesländern umsehen oder eine berufliche Neuorientierung anstreben, erklärt Krebs, wie der „Kurier“ berichtet.

Der Wiener FPÖ-Klubobmann und Bildungssprecher Maximilian Krauss.APA/GEORG HOCHMUTH

FPÖ-Wien kritisiert rot-pinke Bildungspolitik

Der Wiener FPÖ-Klubobmann und Bildungssprecher Maximilian Krauss fordert dringend Anreize für Lehrkräfte, um deren Abwanderung zu stoppen. Der Lehrermangel verschärft sich weiter – doch die Stadtregierung setzt auf Beschwichtigungen, kritisiert Krauss. „Während Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr das Problem kleinredet, verlassen engagierte Pädagogen die Wiener Schulen.“

Laut Krauss braucht es finanzielle Anreize, um Wien als Standort konkurrenzfähig zu machen. Auch der bürokratische Aufwand müsse reduziert werden, damit Lehrer sich auf den Unterricht konzentrieren können. Verbesserte Arbeitsbedingungen und gezielte Weiterbildungen seien essenziell. Solange die Stadtregierung nicht handelt, verschärft sich der Lehrermangel weiter – zum Leidwesen der Schüler, warnt Krauss.