Karl Mahrer (ÖVP) legte bislang unveröffentlichte Zahlen zum Bildungssystem in Wien offen, wie die “Presse” berichtet.

Die Situation eskaliere “weiter und weiter”, betonte der Chef der ÖVP-Wien. In diesem Zusammenhang versetzte Mahrer Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) einen schallenden Seitenhieb. Dieser habe die wahre Situation in Wien schlechthin vertuscht.

Mit Blick auf das laufende Schuljahr hatte Wiederkehr die Zahl der Schulanfänger, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, mit 8342 beziffert – was ein Anteil von 44,6 Prozent an der Gesamtschülerzahl wäre. Allerdings habe Wiederkehr die Vorschüler, die ebenfalls als Schulanfänger gelten, kurzerhand ausgeklammert, so Mahrer.

Der Chef der Wiener ÖVP, Karl MahrerAPA/GEORG HOCHMUTH

Mahrer: „Rund 50 Prozent der 22.103 Schulanfänger haben so massive Deutschprobleme, dass sie den Lehrer nicht verstehen“

Aus den von Mahrer vorgelegten neuen Zahlen geht hervor, dass 72,1 Prozent der Vorschüler (2437 von 3381 Kindern) als außerordentlich eingestuft seien, berichtet die “Presse”. Wird diese Zahl mit den 8342 außerordentlichen Erstklässlern summiert, kommt eine Zahl von knapp 11.000 heraus. Mahrer dazu: „Rund 50 Prozent der 22.103 Schulanfänger haben so massive Deutschprobleme, dass sie den Lehrer nicht verstehen.“ Das entspreche einer Verdopplung  binnen viereinhalb Jahren.

Für Mahrer seien die Zahlen in Wien sind “ein bildungspolitischer Skandal”, seien doch 80 Prozent dieser Kinder zwei Jahre lang in einen Wiener Kindergarten gegangen. Für die Wiener Kindergärten sei Neos-Stadtrat Christoph Wiederkehr zuständig. Hier sei in den vergangenen Jahren „vertuscht und getäuscht“ worden: „Die Neos haben bei Bildung und Integration nicht nur versagt, sondern auch vertuscht und falsche Zahlen auf den Tisch gelegt“, echauffierte sich Mahrer.

Die Reaktion der Neos auf die Kritik Mahrers folgte auf dem Fuße: „Karl Mahrer versucht, ein ‚Wien-Problem‘ zu konstruieren, obwohl die Verantwortung bei seiner eigenen Partei liegt“, kritisierte Neos-Klubobfrau Bettina Emmerling. Und weiter: „Dass die Rolle des Bildungsministeriums der ÖVP unangenehm ist, ist durch den jahrzehntelangen Reformstau nur allzu verständlich.“

Der Bildungsstadtrat von Wien, Christoph Wiederkehr (Neos)APA/HELMUT FOHRINGER