Angesichts der dramatischen Sicherheitslage in Syrien kommen am Sonntag hochrangige Vertreter der Türkei, Jordaniens, Syriens und des Irak in Amman zu Sicherheitsgesprächen zusammen. Wie aus diplomatischen Kreisen verlautete, wollen die Außen- und Verteidigungsminister sowie die Geheimdienstchefs der vier Länder über Terrorismusbekämpfung, Sicherheitsbedrohungen und organisierte Kriminalität beraten. Ein Schwerpunkt des Treffens wird der Umgang mit den Extremisten des Islamischen Staates sein, von denen Tausende im Nordosten Syriens in Gefängnissen sitzen.

Massaker in mehreren Provinzen – auch an Frauen und Kindern

Das Treffen findet inmitten einer der schlimmsten Gewalteskalationen in Syrien seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad statt. Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften der neuen Regierung und bewaffneten Anhängern al-Assads haben nicht nur die umkämpften Regionen, sondern auch den von kurdischen Milizen kontrollierten Nordosten des Landes in Aufruhr versetzt.

Nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden in den vergangenen Tagen mehr als 700 Menschen getötet. Sicherheitskräfte der neuen Regierung hätten mindestens 501 Menschen hingerichtet oder bei Kämpfen getötet. Unter den Opfern sind auch Frauen und Kinder. Zudem wurden auf beiden Seiten mehr als 200 Kämpfer getötet.

Schwere Vorwürfe gegen islamistische Übergangsregierung

Die Beobachtungsstelle spricht von Massakern in 29 Orten in den Gouvernements Latakia, Tartus, Hama und Homs. Besonders betroffen sind die Küstenregionen, die als Hochburgen der Alawiten gelten – jener Religionsgemeinschaft, der auch der gestürzte Machthaber Assad angehört. Menschenrechtler werfen den Kämpfern der islamistischen Übergangsregierung schwere Kriegsverbrechen vor.

Flucht aus den Küstenregionen Die Gewalt hat eine Fluchtwelle ausgelöst: Tausende Alawiten und Christen sollen aus Angst um ihr Leben ihre Häuser verlassen haben. Mehrere hundert Menschen, darunter viele Frauen, Kinder und ältere Menschen, sollen nach Angaben von Informanten auf einem russischen Militärstützpunkt in Syrien Zuflucht gesucht haben. Von unabhängiger Seite konnten diese Angaben jedoch nicht überprüft werden.

Außenministerium besorgt

Das österreichische Außenministerium zeigte sich besorgt und rief alle Konfliktparteien zur Deeskalation auf. “Wir rufen alle Seiten auf, die Situation zu deeskalieren und die Täter vor Gericht zu stellen und erneuern unseren Appell an die De-facto-Behörden, einen friedlichen und inklusiven politischen Übergang zu gewährleisten”, teilte das Ministerium auf X und Bluesky mit. Die Bilder aus Syrien seien “verstörend”.