Massiver Plagiatsverdacht gegen Niki Popper: die Hälfte 1:1 aus dem Internet kopiert
Während der Corona-Pandemie wurde er österreichweit bekannt: der Simulationsforscher Niki Popper. Laufend hat er die Regierung mit neuen Studien über den weiteren Covid-Verlauf versorgt. Höchst brisant ist, was eine Überprüfung seiner Diplomarbeit nun ergeben hat: Popper hat abgeschrieben – das allerdings in atemberaubendem Ausmaß.
Er zählte zu den wichtigsten Corona-Ratgebern der Politik. Im Jahr 2020, zu Pandemie-Beginn, waren Niki Poppers Modellrechnungen die Grundlage für die Covid-Maßnahmen der Regierung. Popper gehörte zum Beraterstab der Coronavirus-Taskforce. Laufend erstellte er Computermodelle zur Covid-19-Pandemie, mit denen dann der damalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die Öffentlichkeit über bevorstehende Corona-Verläufe unterrichtete.
Nun ist Popper als massiver Plagiator aufgeflogen.
In seiner Diplomarbeit hat der österreichweit bekannte Corona-Simulator ganze Absätze 1:1 aus dem Internet kopiert, ohne Anführungszeichen, ohne Quellenangabe. Im Endeffekt hat er fast die Hälfte der gesamten Arbeit – Anhang, Fußnoten etc. nicht mitgezählt– so abgeschrieben.
„Es wurden simpel Texte in die Diplomarbeit hineinkopiert“
„Es wurden simpel Texte aus Webquellen in die Diplomarbeit hineinkopiert, 1:1. Damit ist der Tatbestand des Plagiats erfüllt“, kommentiert der bekannte Plagiatsforscher Stefan Weber, der auf die Plagiate gestoßen ist. „Grafiken und Abbildungen wurden in der gesamten Arbeit nicht belegt.“
Die Diplomarbeit trug den Titel „Simulation of the Respiratory System: Compartment Modelling and Modelling of Perfusion“ („Simulation des Atmungssystems: Kompartimentmodellierung und Modellierung der Perfusion“) und ist im Jahr 2001 an der TU Wien angenommen worden. Die 1:1-Plagiate aus dem Internet machen in Summe mehr als 30 Seiten aus. Die Arbeit handelt von verschiedenen Modellen zur Simulation der menschlichen Atmung.
„Popper hat alles mit der Copy/Paste-Funktion übernommen“
„Meine Hypothese ist seit langem, dass es um die Jahrtausendwende zu einer ‚Blüte des Plagiatswesens‘ kam“, meint Stefan Weber. „Die Universitäten hatten noch keine Softwaresysteme zur Verfügung, ‚Nachgoogeln‘ begann sich gerade erst durchzusetzen. Die Studierenden nutzten ihren Vorsprung aus und füllten die Seiten ihrer Abschlussarbeiten schnell und effizient mit der Copy/Paste-Methode.“
Gegenüber dem eXXpress unterstreicht der Plagiatsjäger: „Das ist immer dieselbe Melodie: Ich entdecke Plagiate im ersten Drittel oder in der ersten Hälfte einer Arbeit. Dort, wo die Verfasser die Literatur- oder Theoriearbeit geleistet haben, ist fast alles übernommen.“ In der konkreten Arbeit sei „das Plagiieren massiv: Während Justizministerin Alma Zadic (Grüne) eine Satz-Wort-Umstellungs-Plagiatorin ist, hat Popper alles wirklich mit der Copy/Paste-Funktion übernommen und so in wenigen Stunden die Hälfte seiner Arbeit gefüllt.“
Auch 2001 war das ein No-Go
Stefan Weber stellt klar: „Das ist ein No-Go und das war schon 2001 ein No-Go. Das kann man nicht dadurch aufwiegen, dass man sagt: Ja, irgendwo wird er schon was Eigenes beigetragen haben. Dann kann man in Österreich den Theorie- und Literaturteil abschaffen. Die Arbeiten werden dann um die Hälfte kürzer werden.“
Auch in der Mathematik und Informatik könne man nicht einfach mit Copy/Paste ohne Quellenverweise arbeiten. „Selbst der toleranteste Zitierleitfaden der Mathematik normiert eine Quellenangabe zu Beginn einer Ausführung bei nahezu identischen Übernahmen.“
Darüber hinaus hat Popper schon am Deckblatt das Wort „Universität“ und der Titel „Dr. techn.“ falsch geschrieben.
Niki Popper hat auf Twitter reagiert
Der Simulationsforscher hat mittlerweile auf Twitter reagiert. Dass er beim Zitieren von medizinischen Quellen möglicherweise abgeschrieben hat, bestreitet er nicht.
Darauf aufbauend habe ich ein Modell in MATLAB Simulink erstellt und einige grundlegende Analysen umgesetzt. Aktuell geht es wohl um die Zitierung der medizinischen Quellen. Und ja – wenn ich selbst schreibe, mache ich sehr viele Tippfehler…. 3/6
— Niki Popper (@niki_popper) January 9, 2023
Nicht viel besser soll es laut Stefan Weber übrigens um Poppers Dissertation bestellt sein. Hier soll der Simulationsforscher einfach von wikipedia abgeschrieben haben. Weitere Infos dazu werden noch folgen.
In der Diplomarbeit hat Stefan Weber nicht weniger als 30 Plagiatsfragmente gefunden. Im Folgenden ein paar Beispiele. Die abgeschriebenen Passagen sind rot markiert.
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