Mediensterben in Österreich: Immer mehr Redaktionen bauen ab
Der österreichische Medienmarkt steht vor einem historischen Umbruch: Immer mehr Redaktionen streichen Stellen, ganze Online-Angebote werden eingestellt. Nun ist auch die Kleine Zeitung betroffen – mehr als 50 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Verantwortlich dafür sind eine Mischung aus Wirtschaftsflaute, Digitaldruck und ein radikal gekürztes Regierungsbudget.
Sparwelle in der Medienbranche: Auch die „Kleine Zeitung“ muss Dutzende Stellen streichen.GETTYIMAGES/Thomas Kronsteiner
Wie oe24 berichtet, steht Österreichs Medienbranche vor einem tiefgreifenden Umbruch: Sinkende Werbeeinnahmen, globale Online-Konkurrenz und drastisch reduzierte Regierungsinserate setzen Redaktionen im ganzen Land unter Druck. Besonders hart trifft es nun die Kleine Zeitung – mehr als 50 Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Medienkrise verschärft sich
Österreichs Medienhäuser stehen unter massivem Druck: Von der Kleinen Zeitung über Der Standard bis zu ServusTV – überall werden Redaktionen ausgedünnt, Sparten gestrichen und Online-Projekte eingestellt.
Wie oe24 schreibt, meldet die Grazer Styria-Gruppe nun mehr als 50 Kündigungen, großteils in der Redaktion der Kleinen Zeitung. Das sei, so der Bericht, ein „trauriger Höhepunkt“ in einer Serie von Sparmaßnahmen, die sich seit Monaten durch die Branche zieht. Mehr als 300 Journalisten haben in diesem Jahr bereits ihren Arbeitsplatz verloren.
Der Kurier baute 60 Stellen ab, Der Standard trennte sich von einem Fünftel seiner Redaktion, bei der Puls-Gruppe wurde das gesamte Online-News-Angebot von Puls 24 eingestellt. Selbst der bis dato finanzstarke Privatsender ServusTV strich über 60 Jobs – der bislang härteste Einschnitt im österreichischen Privatfernsehen.
Regierung kürzt Werbebudget um 80 %
Ein Hauptgrund für die Krise ist der drastische Rückgang öffentlicher Werbeschaltungen. Während die Regierung unter Ex-Kanzler Kurz im Jahr 2020 noch 57 Millionen Euro in heimischen Medien investierte, waren es 2023 nur mehr 32 Millionen. Heuer soll die Regierung im ersten Halbjahr gerade einmal 3,1 Millionen Euro für Inserate ausgegeben haben – ein Minus von rund 80 %.
Diese Kürzung habe laut der Fachzeitschrift Horizont „dem Medienmarkt mehr als 20 Millionen Euro entzogen“. Die Kleine Zeitung allein verliert über zwei Millionen Euro an staatlichen Inseraten – das entspricht rund 40 journalistischen Stellen, die damit nicht mehr finanzierbar sind.
Am stärksten betroffen ist der TV-Bereich: Im ersten Halbjahr 2025 flossen nur 25.000 Euro an Werbegeldern in den gesamten TV-Sektor. Bei Puls 24 und ServusTV führten die Einsparungen laut Bericht zu massiven Sparpaketen, Programmkürzungen und Wiederholungen im Nachrichtenbetrieb.
Babler unter Druck
Auch Medienminister Andreas Babler gerät angesichts der aktuellen Entwicklung in die Kritik. Während die Pressestelle seines Ressorts laut Bericht auf 25 Mitarbeiter erweitert wurde, sanken die Werbeausgaben für österreichische Medien auf nur 16.000 Euro – davon gingen 2.500 Euro an das SPÖ-nahe Echo-Medienhaus.
Zudem warten Verlage weiterhin auf die angekündigten Förderprogramme für Abonnements und Vertrieb. Die Digitalsteuer, mit der ursprünglich ein Ausgleich für die Marktverluste durch Google, Facebook & Co. geschaffen werden sollte, bringt dem Staat laut Angaben rund 140 Millionen Euro – doch nur 20 Millionen davon werden tatsächlich an Medien ausgeschüttet.
Kritiker sehen darin ein strukturelles Problem: Während internationale Konzerne Milliarden an Werbegeldern verdienen, geraten heimische Medien zunehmend unter finanziellen Druck. oe24 fasst die Stimmung in der Branche zugespitzt zusammen: Babler sei „zum Totengräber der österreichischen Medienlandschaft“ geworden.
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