Deutschland ist ins Visier Moskaus geraten. Nach der Entscheidung von Kanzler Merz, der Ukraine den Einsatz deutscher Taurus-Raketen gegen Ziele in Russland zu erlauben, schlagen in russischen Militärkreisen und Staatsmedien die Wellen hoch: Offen wird nun ein Hyperschall-Schlag auf das Taurus-Werk in Bayern gefordert – als Vergeltung und Abschreckung. Zugleich wirft Moskau dem Westen vor, laufende Friedensgespräche gezielt zu sabotieren.

(Klarstellung: Eine Lieferung der Taurus-Raketen wurde bislang nicht beschlossen. Merz bezeichnete sie jedoch als „im Bereich des Möglichen“. Der politische Einsatz wäre damit grundsätzlich erlaubt – allein logistische Gründe verzögern eine Entscheidung.)

„Deutschland befindet sich in direkter Kriegsführung gegen Russland“, erklärte Igor Korotschenko, Chefredakteur der russischen Militärzeitschrift Nationale Verteidigung, am 26. Mai im Staatsfernsehen. Seine Forderung: Zwei Oreschnik-Raketen mit Hyperschallsprengköpfen sollen das Taurus-Werk in Schrobenhausen „dem Erdboden gleichmachen“ – um Deutschlands Raketenproduktion auf Jahre zu stoppen. Eine nukleare Option, so Korotschenko, sei „zunächst nicht vorgesehen“.

Merz gibt grünes Licht – Moskau tobt

Kanzler Merz hatte zuvor erklärt, die Ukraine dürfe sich auch durch Angriffe auf militärische Ziele in Russland verteidigen – eine Kehrtwende zur bisherigen deutschen Linie. Damit reiht sich Berlin ein in eine westliche Front, die von Großbritannien, Frankreich und (teilweise) den USA getragen wird.

Russland wirft der Ukraine vor, mit europäischer Unterstützung die direkten Friedensgespräche vom 16. Mai gezielt zu untergraben. Laut Verteidigungsministerium in Moskau habe Kyjiw seit dem 20. Mai über 2.300 Drohnen und Raketenangriffe auf russisches Territorium geflogen – viele mit westlicher Technik, teils auf zivile Ziele. Die Reaktion folgte prompt: Russland intensivierte seine Angriffe auf die Ukraine, mit einem tödlichen Rekordbeschuss in der Nacht auf Sonntag.

Trump empört: „Putin ist verrückt – und Selenskyj gießt Öl ins Feuer“

US-Präsident Donald Trump reagierte kürzlich ungewöhnlich scharf: Putin sei „völlig verrückt geworden“, erklärte er auf TruthSocial – und kritisierte gleichzeitig den ukrainischen Präsidenten Selenskyj als „problemverursachend“. Trump will zwar verhandeln, doch der Weg dahin scheint blockiert.

Taurus: Deutschlands gefährlichste Waffe

Besonders brisant: Die Ukraine soll bald 100 bis 150 Taurus-Marschflugkörper erhalten – mit einer Reichweite von über 500 Kilometern. Damit könnte die Ukraine Ziele bis nach Moskau angreifen. Es wäre das stärkste Waffensystem in ukrainischer Hand – neben den britischen Storm Shadows, den US-ATACMS und den ukrainischen Neptun-Raketen.

Kanzler Merz empfängt am Mittwoch Präsident Selenskyj – nur Stunden nachdem Moskau mit einem Raketenangriff auf Deutschland gedroht hatte.APA/AFP/Odd ANDERSEN

Putin: „Dann ist NATO im Krieg mit Russland“

Wladimir Putin legte verbal nach – mit einer klaren Warnung an den Westen: Die Ukraine sei technisch nicht in der Lage, westliche Hochpräzisionswaffen wie Taurus oder ATACMS selbständig einzusetzen. „Dazu braucht es Satellitendaten der NATO – und westliche Militärs, die die Flugrouten programmieren“, sagt der Kreml-Chef.

Wenn solche Einsätze stattfinden, bedeute das: „Dann ist die NATO im Krieg mit Russland.“ Es gehe nicht mehr nur um Waffenlieferungen, sondern um direkte Beteiligung. Dies verändere „das Wesen des Konflikts“.

NATO-Staaten im Krieg mit Russland? Diesen Schluss könnte Putin (Bild) ziehen.APA/AFP/POOL/Mikhail METZEL

Wagenknecht warnt: „Merz trägt den Krieg nach Deutschland“

In Deutschland erntet Kanzler Merz scharfe Kritik von Sahra Wagenknecht. Die BSW-Vorsitzende wirft ihm vor, mit seiner Entscheidung „den Krieg nach Deutschland holen“ zu wollen. „Angeblich geschieht das, damit sich die Ukraine gegen russische Angriffe verteidigen kann“, sagt Wagenknecht. In Wahrheit habe die Ukraine „keineswegs nur militärische Ziele“ getroffen – sondern auch zivile Infrastruktur und Wohngebiete.

Die Freigabe von Taurus-Angriffen sei daher unverantwortlich und brandgefährlich, warnte Wagenknecht.

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