Der US-Präsident macht Druck: Soll die EU aufatmen und eine Eskalation im Zollstreit vermeiden, müsse sie sofort amerikanische Waren kaufen – in gigantischem Ausmaß. „Wir können das in einer Woche beheben. Die Europäer müssen einfach in diesem Umfang Energiegüter von uns kaufen“, erklärte Trump. Grundlage seiner Forderung: ein angebliches Handelsbilanzdefizit von 350 Milliarden Dollar, das laut ihm schleunigst getilgt werden müsse.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte zuvor angeboten, Industrie- und Autozölle beidseitig abzuschaffen. Trump jedoch ließ wissen: Das sei ihm zu wenig.

Importrealität: Die EU kauft längst US-Energie

2024 importierte die EU Energieträger im Gesamtwert von rund 410 Milliarden Dollar. Davon entfielen allein etwa 70 Milliarden auf amerikanisches Öl und Gas. Um die von Trump genannten 350 Milliarden Dollar zu erreichen, müsste Europa die bisherigen Käufe verfünffachen – ein wirtschaftlicher und infrastruktureller Kraftakt, der kaum realisierbar scheint.

Zwar hat sich Europas Bedarf an Flüssiggas seit dem Beginn des Ukraine-Krieges massiv erhöht, da von einigen Staaten Sanktionen gegen russisches Gas erhoben worden sind – doch auch der LNG-Markt kennt physikalische Grenzen. Im Jahr 2024 importierte die EU LNG im Wert von 45 Milliarden Dollar, fast die Hälfte davon aus den USA. Damit sind die Vereinigten Staaten bereits mit Abstand der wichtigste LNG-Lieferant Europas. Eine weitere Aufstockung scheint unrealistisch. Vor allem auch aufgrund der Probleme die mit LNG einhergehen. Die Verflüssigung und der Transport ist teuer. Russisches Gas war für Europa deutlich günstiger.