Ein grauenhaftes Massaker erschüttert Nigeria. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni wurde das christliche Dorf Yelwata im Bundesstaat Benue von radikalen Fulani-Hirten überfallen. Die Angreifer kamen auf Motorrädern, versuchten zunächst, eine katholische Kirche mit 700 Flüchtlingen zu stürmen, wurden jedoch von der Polizei abgewehrt. Danach zündeten sie die provisorischen Notunterkünfte auf dem Marktplatz an – mit Benzin als Brandbeschleuniger, während dort über 500 Menschen schliefen. Viele Opfer – darunter Kinder, Mütter und Säuglinge – verbrannten bis zur Unkenntlichkeit.

Die katholische Kirche spricht von einem gezielten Angriff auf die christliche Bevölkerung. Father Ukuma Jonathan Angbianbee, Pfarrer von Yelwata, überlebte nur knapp. Er schilderte gegenüber „Kirche in Not“: „Überall lagen Leichen verstreut. Es war die schlimmste Gräueltat, die wir je erlebt haben.“

ZDF sieht klar den Klimawandel als Auslöser

Doch während Kirchenvertreter und Menschenrechtsorganisationen von einem systematischen dschihadistischen Vernichtungsfeldzug gegen Christen sprechen, zieht das ZDF in seiner Berichterstattung einen anderen Zusammenhang: Klimawandel, Ressourcenmangel und Weidekonflikte. Die religiöse Komponente des Angriffs – inklusive der „Allahu Akbar“-Rufe der Täter – wird zur Randnotiz degradiert.

Papst Leo XIV. (Bild) gedachte bereits der Opfer. GETTYIMAGES/Pacific Press Agency

Ein Zitat aus dem ZDF-Artikel: „Mit der wachsenden Bevölkerung begann ein Kampf um fruchtbares Weide- und Ackerland. (…) Die Auseinandersetzung erhielt einen religiösen Anstrich.“ Deshalb sei „fälschlicherweise … von Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen gesprochen“ worden. In Wahrheit werde jedoch der Klimawandel „in Nigeria zunehmend als Konflikttreiber wahrgenommen. Wegen knapper werdender Weideflächen müssen Hirten weiter in Richtung Süden ziehen, was zu Konflikten führt.“ Die kirchlichen Quellen blieben vom ZDF unberücksichtigt.

Laut Genocide Watch handelt es sich bei den mordenden Fulani-Milizen längst nicht mehr nur um verarmte Hirten, sondern zunehmend um schwer bewaffnete, dschihadistische Gruppen mit klarer Strategie: Vertreibung und Auslöschung christlicher Gemeinden.

Für viele Beobachter ist die ZDF-Berichterstattung gefährlicher Zynismus und offenkundige Verdrängung: Die religiöse Motivation der Täter ist nicht nur offensichtlich – sie wurde laut Augenzeugen auch offen zur Schau gestellt.

Solidaritätskundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz mit den Christen im Nordirak (23. August 2014): Kirchenvertreter fordern schon seit Jahren mehr Hilfe für Christen und andere verfolgte Minderheiten.IMAGO/epd

Papst Leo XIV.: „Sie waren Vertriebene“

Papst Leo XIV. gedachte der Opfer am Sonntag beim Angelus-Gebet: „Die meisten von ihnen waren Binnenvertriebene, die Zuflucht in der katholischen Mission gesucht hatten.“ Die Diözese Makurdi ruft die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf: „Es gibt einen Plan, und der heißt ethnische Säuberung.“

Doch während 200 Menschen verbrannt und erschossen wurden, scheint das ZDF lieber den Klimawandel als Konfliktursache zu sehen. Für die Betroffenen in Nigeria ist das eine Verhöhnung.