Österreich rüstet für den Ernstfall: Neue Drohnenabwehr, längerer Wehrdienst
Die Bedrohungslage spitzt sich zu – Österreich zieht Konsequenzen. Eine nationale Drohnenabwehr ist beschlossen, auch der Wehrdienst soll länger werden. Die Regierung rüstet sich für den Ernstfall: nicht nur technisch, sondern auch personell. Friede ist keine Selbstverständlichkeit mehr.
Soldaten bei der Ausbildungsübung „Kampf im Stellungssystem“ am Truppenübungsplatz BruckneudorfAPA/HANS KLAUS TECHT
Der notwendige Umlaufbeschluss ist unterzeichnet – ein klares Signal: Österreich meint es ernst. Kriege werden längst nicht mehr nur am Boden, sondern digital und aus der Luft geführt. Drohnen haben das Gesicht der modernen Kriegsführung verändert – sie zerstören Infrastruktur, bedrohen Zivilisten und dominieren das Schlachtfeld. Was man in der Ukraine täglich sieht, ist längst auch für Europa Realität geworden.
Hightech gegen Hightech: Österreich baut Schutzschild auf
Am Flughafen Wien-Schwechat läuft bereits ein hochmodernes Drohnendetektionssystem, die Direktion für Spezialeinheiten betreibt ein eigenes Drohnenabwehrzentrum. Doch das ist erst der Anfang. Um Kraftwerke, Flughäfen und Regierungsgebäude effektiv zu schützen, braucht es eine nationale Gesamtstrategie – und genau die liegt jetzt vor.
Die neue Strategie soll Sicherheitsmaßnahmen europaweit abstimmen, Bedrohungsanalysen bündeln und sämtliche Drohnen-Daten nutzen. Ein gemeinsames Forum von Innen-, Verteidigungs- und Infrastrukturministerium koordiniert künftig die Umsetzung.
Tanner warnt: „Der Friede muss geschützt werden“
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) unterstreicht: „Wer Frieden erhalten will, muss diesen Frieden und auch unsere Neutralität schützen können.“ Das Bundesheer habe früh erkannt, wie gefährlich Drohnen sein können, und arbeitet seit Jahren an Abwehrsystemen.
Auch Staatssekretär Jörg Leichtfried warnt: „Der Umgang mit Drohnen ist längst keine Zukunftsfrage mehr, sondern eine Herausforderung im Hier und Jetzt.“ Nur entschlossenes Handeln und modernste Technik sichern Österreichs Neutralität und Bevölkerung.
Neue Front: Längerer Wehrdienst in Diskussion
Doch die Sicherheitsstrategie endet nicht bei der Technik – auch das Heer selbst steht vor einem Umbau. Eine Wehrdienstkommission mit 23 Experten prüft, wie lange Österreichs Jugend künftig dienen soll. Das Ziel: Wehr- und Zivildienst modernisieren – und die Miliz wieder stärken.
Drei Modelle stehen zur Auswahl
Diskutiert werden laut den Oberösterreichischen Nachrichten drei Varianten:
Sechs plus vier Monate – mit verpflichtenden Truppenübungen
Acht plus zwei Monate – mit längeren Übungseinheiten
oder das „Schweizer Modell“ – vier plus sechs Monate mit Reservephasen
Heereschef Rudolf Striedinger warnt: „Ohne mehr aktive Soldaten droht ein gefährlicher Engpass – trotz moderner Technik.“ Ein wichtiger Grund dafür ist eine Pensionierungswelle und der zunehmende Mangel an Milizsoldaten.
Folgen für Zivildiener und Studenten
Eine Verlängerung des Wehrdienstes betrifft auch den Zivildienst, der derzeit neun Monate dauert. Wird er auf zwölf Monate verlängert, könnte das für viele Studenten ein verlorenes Semester bedeuten. Daher wird ein gesplitteter Zivildienst diskutiert, um Ausbildung und Dienst besser vereinbar zu machen.
Entscheidung fällt im November
Bis Ende November soll die Kommission ihre Vorschläge vorlegen – dann entscheidet die Politik. Die FPÖ befürwortet eine Verlängerung klar, während die Koalition zögert.
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