Noch vor wenigen Wochen lieferten sich Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Oval Office einen lautstarken Streit. Trump warf dem ukrainischen Präsidenten Respektlosigkeit gegenüber den USA vor und unterstellte ihm, “mit dem Dritten Weltkrieg zu spielen”. Der Streit eskalierte derart, dass Selenskyj und sein Team das Weiße Haus verlassen mussten.

Doch nun ein plötzlicher Tonwechsel: Nach einem einstündigen Telefonat mit Trump am 19. März lobte Selenskyj dessen “Konzept des Friedens durch Stärke” und bezeichnete das Gespräch als “positiv, sehr substanziell und offen”. Trump sprach seinerseits von einem “sehr guten” Austausch und betonte: “Wir sind auf dem richtigen Weg”.

Annäherung nach diplomatischem Eklat

Seit dem hitzigen Treffen in Washington haben US-amerikanische und ukrainische Diplomaten in Saudi-Arabien Gespräche geführt, die offenbar zu einer vorsichtigen Annäherung geführt haben. Ein von den USA initiierter Vorschlag für einen 30-tägigen Waffenstillstand wurde von der Ukraine unterstützt, Wladimir Putin stellt dafür zahlreiche Bedingungen.

US-Außenminister Marco Rubio hob hervor, dass das Treffen hochrangiger Vertreter beider Nationen “wesentlich zur Beendigung des Krieges beigetragen” habe. Er betonte: “Präsident Trump hat klare Schritte zur Deeskalation gesetzt, die von der Ukraine positiv aufgenommen wurden.”

Pressetermin wurde zum Fiasko: Selenskyj und Trump traten im Oval Office gemeinsam auf und gerieten in einen offenen Streit.APA/AFP/SAUL LOEB

Selenskyj dankte Trump – insbesondere für die Javelin-Raketen

Laut Trump drehte sich ein Großteil seines Telefonats mit Selenskyj darum, die “Sorgen und Bedürfnisse” der beiden Kriegsparteien nach seinem eigenen Gespräch mit Putin zu koordinieren. US-Außenminister Rubio sagte, Selenskyj habe Trumps Friedensbemühungen gewürdigt und sich für die militärische Unterstützung der USA bedankt – insbesondere für die Javelin-Raketen, die Trump als erster geliefert habe.

Rubio unterstrich die Bedeutung der Abstimmung zwischen den USA und der Ukraine: “Präsident Trump hat Präsident Selenskyj umfassend über seine Gespräche mit Putin informiert. Das ist ein entscheidender Schritt, um eine gemeinsame Strategie zur Beendigung des Krieges zu entwickeln.

US-Außenminister Rubio (Bild) sieht erste Schritte hin zu einer DeeskalationAPA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Prozess in Etappen? Rubio: "Dauerhafter Frieden jetzt wahrscheinlicher"

Trump und Selenskyj haben sich offenbar auf einen partiellen Waffenstillstand im Energiebereich geeinigt. In den kommenden Tagen sollen technische Teams in Saudi-Arabien beraten, ob dieser auf das Schwarze Meer ausgeweitet werden kann – ein Schritt in Richtung eines umfassenderen Friedensprozesses.

Rubio sprach von “greifbaren Fortschritten”, die das Telefonat ermöglicht habe: “Die Staatschefs waren sich einig, dass dies der erste Schritt zu einem vollständigen Ende des Krieges sein könnte. Ein dauerhafter Frieden ist jetzt realistischer als noch vor wenigen Wochen.”

Amerikanisches Interesse an ukrainischer Energieversorgung

Trump meinte überdies, dass amerikanisches Eigentum an der ukrainischen Energieinfrastruktur die beste Lösung für deren Schutz sei. Rubio sagte dazu: “Die USA verfügen über das nötige Know-how, um die ukrainische Energieversorgung nachhaltig zu sichern. Das wäre ein entscheidender Schutz gegen russische Angriffe auf kritische Infrastruktur”.

Trump wird sich für Rückführung ukrainischer Kinder einsetzen

Neben militärischen und diplomatischen Aspekten sprachen die beiden Staatsoberhäupter auch humanitäre Fragen an. Trump erkundigte sich nach den während des Krieges vermissten ukrainischen Kindern und versprach, sich für deren Rückführung einzusetzen. Rubio unterstrich die Bedeutung dieses Themas: “Präsident Trump ist entschlossen, sich um das Schicksal der vermissten Kinder zu kümmern. Das ist eine humanitäre Frage, die nicht vergessen werden darf.”