Nach Auszählung der Stimmen in knapp 99 Prozent der Wahllokale lag er uneinholbar vor dem Rechtspopulisten George Simion, wie aus Angaben der Wahlbehörde in Bukarest hervorging. Der Proeuropäer und Liberalkonservative liegt dem aktuellen Auszählungsstand nach bei rund 54,1 Prozent, Simion bei rund 45,9 Prozent.

Die Wahlbeteiligung war bei der Stichwahl mit 65 Prozent höher als in der ersten Runde vor zwei Wochen, als sie 53 Prozent betragen hatte. Der rumänische Politologe Sergiu Miscoiu bezeichnete die hohe Beteiligung als “fast beispiellos und geprägt von einem Aufschwung der Demokratiebefürworter”. “Noch nie ist eine Wahl so entscheidend gewesen, mit so offensichtlichen geopolitischen Auswirkungen”, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Rumänischen Demoskopen zufolge kann Dans Wahlsieg selbst mit den verbliebenen noch auszuzählenden Stimmen der Auslandsrumänen nicht mehr gekippt werden. “Wir leben in einer Zeit der Hoffnung. Aber bitte haben Sie Geduld für die kommende Zeit. Es wird eine schwierige Zeit sein, die notwendig ist, um die Wirtschaft, diese Wirtschaft, ins Gleichgewicht zu bringen, um die Grundlagen für eine gesunde Gesellschaft zu schaffen. Bitte haben Sie dafür Geduld”, sagte Dan am Wahlabend.

Jubel auf den Straßen Bukarests

Vor Dans Bukarester Wahlkampfsitz versammelten sich am späten Sonntagabend Abertausende Rumäninnen und Rumänen, die ihm ausgelassen zujubelten. Der Wahlsieger selbst trat mit zwei Fahnen vor die Menschen – als Erstes schwenkte er die Fahne der Europäischen Union und erst danach die rumänische. In einer ersten Reaktion nach Bekanntgabe der beiden Exit Polls hatte der parteilose liberalkonservative Politiker versprochen, angesichts der schweren politischen Krise bereits am Montag auf Tuchfühlung zu den proeuropäischen Parteien zu gehen, um schnellstmöglich eine Mehrheitsfindung zu ermöglichen.

APA/Daniel MIHAILESCU

Im Wahlkampf hatte Nicusor Dan mehrfach betont, sich den liberalen Reformpolitiker und aktuellen interimistischen Staatspräsidenten Ilie Bolojan als künftigen Regierungschef zu wünschen. Den rumänischen Bürgerinnen und Bürgern im Allgemeinen und den Anhängern seines rechtspopulistischen Opponenten George Simion im Besonderen versprach Dan, “nicht zwei, sondern ein einziges Rumänien wiederaufbauen” zu wollen. Das Ergebnis dieser Stichwahl stelle eindeutig unter Beweis, dass die Bürger einen tiefgehenden Wandel wünschen – einen besser funktionierenden Staat, ein florierendes Unternehmertum, eine dezidiertere Korruptionsbekämpfung und nicht zuletzt eine Gesellschaft, die auf Dialog, nicht auf Hass basiere, sagte Dan.