Propaganda auf Schienen: Neues Video von Putins Panzer-Zug
Moskau will militärische Stärke demonstrieren. Ein neues Video zeigt den „Wolga“-Zug, der „bis an die Zähne bewaffnet“ ist, wie das russische Verteidigungsministerium berichtet. Er erfüllt mehrere Zwecke. Militärische Ziele in der Luft und auf dem Boden sollen von ihm aus zerstört werden.
Neue Videos von einem Panzerzug mit russischen Soldaten wandern zurzeit durch das Netz. Um den „Wolga“ soll es sich dabei handeln. Er ist einer von insgesamt vier russischen Panzerzügen. Die nach dem russischen Fluss benannte Einsenbahn wird von Russlands Verteidigungsministerium in den höchsten Tönen gepriesen. Bis an die Zähne sei sie bewaffnet. „Dieser gewaltige Rüstungskomplex ermöglicht es den Soldaten, sogar unter den schwierigsten Bedingungen zu arbeiten.“
Für Aufklärung, Minenräumung, Drohnenangriffe
Die Besatzung auf dem gepanzerten Zug solle für die technische Aufklärung und Minenräumung eingesetzt werden sowie militärische Ziele in der Luft und am Boden zerstören, berichtet das Verteidigungsministerium weiter. Darüber hinaus ist der Zug mit Maschinengewehren und Luftabwehrraketen bestückt, wie die ukrainische Militärwebseite Defense Express berichtet. Offenbar können aber auch Drohnen vom Zug aus gestartet werden, die bei einem Halt die Umgebung aufklären.
„Während der Fahrt erkennen wir niedrig fliegende Flugzeuge und können sie auf 1,5 Kilometer Entfernung zerstören“, sagt ein Soldat, der Chef der Flugabwehr auf einem der Panzerzüge ist. „Auch befestigte Stellungen und leicht gepanzerte Bodenfahrzeuge, die bis zu 2,5 Kilometer entfernt sind, können angegriffen werden.“
Panzerung soll vor Explosionen schützen
Bereits im Juni 2022 tauchten erste Videos von dem Zug auf. Er hat eine gepanzerte Oberfläche und soll von Spezialisten der Eisenbahntruppen des westlichen Militärbezirks geschaffen worden sein. Über ihn wird auch Ausrüstung transportiert. Die Panzerung soll Explosionen durch Sprengkörper auf der Bahnstrecke aushalten. Aus der Luft wird der „Wolga“ von zwei Hubschraubern überwacht.
Russland besitzt vier solcher Panzerzüge, neben dem „Wolga“ noch „Amur”“, „Yenisei“ und „Baikal“. Sie sollen schon in den frühen 2000er Jahren gebaut und 2016 auf Anordnung von Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Jahr 2016 renoviert worden sein, berichtet die „Eurasiantimes“.
Footage from the Russian armored train in eastern Ukraine pic.twitter.com/UelthksdE8
— OSINTtechnical (@Osinttechnical) June 24, 2022
Die meisten Länder haben keine Panzerzüge mehr
Putins Panzerzüge sind ein Verbund aus offenen und geschlossenen Waggons. Sie haben eine dicke Panzerung von angeblich 20 Millimetern. Auf einigen Waggons sind Maschinengewehre und Geschütze montiert, die von Soldaten bedient werden. Gewöhnlich sollen Ка-52 und Мі-8 Hubschrauber den Zug aus der Luft überwachen. Nach Angaben der Webseite Defense Express kann der Zug zwischen 35 und 40 Kilometer pro Stunde zurücklegen.
Panzerzüge gelten in den meisten Ländern als überholtes Konzept aus dem 19. Jahrhundert, das noch in den beiden Weltkriegen eingesetzt wurde. Sie ermöglichten mit großer Feuerkraft schneller als mit den damals vorhandenen Panzern in neue Gebiete vordringen. Die meisten Länder verschrotteten mittlerweile ihre Züge. Lediglich Russland behielt das Konzept bei. Panzerzüge sollen auch im Tschetschenienkrieg im Einsatz gewesen sein.
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