Konstantin Malofejew, der einst als Investmentbanker eine Menge Geld scheffelte, leitet heute den nationalistischen Fernsehsender “Zargrad TV”. Weil er die neoimperialistische Politik von Kremlchef Wladimir Putin tatkräftig unterstützt, Stichwort Ukraine, verhängten sowohl die USA als auch die EU Sanktionen gegen ihn.

In einem kürzlich erschienenen Interview mit der “ZEIT” gibt er einen seltenen Einblick in die Denkweise des Kremls. Auf die Frage etwa, warum Europa bei den Friedensbemühungen im Hinblick auf den Ukraine-Krieg außen vor bleibe, antwortet Malofejew: Europa sei deshalb nicht mehr im “Spiel”, weil es von einer “demokratisch-liberalen Allianz” zugrunde gerichtet worden sei; der Oligarch spricht hierbei von einem “Desaster”.

Molofejew sagt gegenüber der “ZEIT”: “Europa wird ärmer werden. Die europäischen Länder müssen verstehen, dass der christliche Glaube ihre historische Identität ist. Deshalb müssen sie das Problem der Migration beseitigen. Wenn dies nicht gelinge, werde “Europa nicht mehr Europa sein”, werde doch die Hälfte der europäischen Bevölkerung aus Afrikanern oder Muslimen bestehen. Molofejew: “Die Nationen Europas müssen zurück zu ihrer nationalen Identität.”

Laut dem Oligarchen darf Europa nicht weiter von “nicht gewählten Bürokraten” geleitet werden. Sonst verliere der Kontinent gänzlich seine Identität. Sollten die Bürokraten weiterhin das Sagen haben, dann wäre es “besser”, wenn die Europäische Union “sterben” würde, “verschwinden wie einst das sowjetische Politbüro”.

Oligarch Konstantin MalofejewIMAGO/ SNA

"Mit der Ukraine und Russland verhält es sich wie mit der DDR und Westdeutschland"

Malofejew liefert im Gespräch mit der “ZEIT” auch eine Erklärung für den Einmarsch Russlands in der Ukraine (24. Februar 2022). Er weist darauf hin, dass die Nato in den vergangenen 20 Jahren stetig näher an die russische Grenze herangerückt sei.

Russlands Präsident Putin habe die Nato-Staaten 2021 in einem Brief deshalb gewarnt, allerdings sei er auf taube Ohren gestoßen. Der Westen “ignorierte Putins Vorschlag und ließ den Krieg in der Ukraine beginnen”. Wie er sagt, war “eine antirussische Ukraine” (mit Präsident Wolodymyr Selenskyj an der Spitze) eine “existenzielle Bedrohung für Russland”.

In diesem Zusammenhang sagt er: “Schauen Sie, mit der Ukraine und Russland verhält es sich wie mit der DDR und Westdeutschland zu Zeiten des Kalten Krieges. Um den künstlichen Staat DDR zu schaffen, wurde eine neue Identität kreiert.” Mit der Ukraine sei es nicht anders. “Sie wurde künstlich aufgebaut”, so Malofejew. Und er sagt: “Würde die Ukraine zu uns gehören, wäre das wie für Deutschland die Wiedervereinigung von 1990.”

Konstantin MalofejewIMAGO/SNA

"Wir haben keine aggressiven Pläne, wir brauchen mehr Leute, aber nicht mehr Land"

Um zu veranschaulichen, welchen Stellenwert die Ukraine für Russland hat, verweist der Oligarch auf die russische Nationalflagge: “Rot steht für die Ukraine, Blau für Russland, Weiß für Belarus (Weißrussland; Anm.).” Sein Zusatz: “Leider wollen unsere Feinde im Westen die Ukraine immer gegen Russland nutzen.”

Putin fordere “drei zentrale Dinge”, sagt Malofejew: die “Entnazifizierung” (sprich die Entfernung der Russland-feindlichen Staatsführung) und “Demilitarisierung” der Ukraine sowie das Verbot, die russische Sprache zu diskriminieren (Kiew hat bereits vor Jahren ein “Sprachgesetz” zur Einschränkung des russischen Sprachgebrauchs in der Ukraine angenommen).

Schließlich räumt der Oligarch gegenüber der “ZEIT” ein, warum Russland noch auf die Ukraine angewiesen sei: “Sehen Sie, wir haben eine kleine Bevölkerung. Wir haben keine aggressiven Pläne, wir haben genug Land. Wir brauchen mehr Leute, aber nicht mehr Land.” Zur Erklärung: Die russische Bevölkerung schrumpft seit Jahren dramatisch.