Auch in Österreichs Schulen gibt es immer mehr muslimische Kinder, die während des Ramadans fasten. Doch das bleibt nicht ohne Folgen: Lehrer berichten von massiven Konzentrationsproblemen, müden Schülern und sogar Kindern, die im Unterricht zusammenbrechen, wie heute.at berichtet.

Während des Fastenmonats verzichten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Flüssigkeit – auch während der Schulzeit. Obwohl Kinder religiös nicht dazu verpflichtet sind, beobachten Lehrer, dass der Gruppenzwang wächst.

Lehrer alarmiert: Gruppendruck zwingt Kinder zum Fasten

Besonders problematisch: Der Druck in den Schulen nimmt zu. Laut Ö1-Morgenjournal fasten inzwischen selbst sechsjährige Kinder – und immer mehr Eltern bestehen darauf, dass ihre Kinder sich daran halten, obwohl sie eigentlich davon ausgenommen sind.

Kinder würden plötzlich einschlafen oder sogar zusammenbrechen, warnt Thomas Krebs, Wiener Pflichtschulgewerkschafter, im Ö1-Morgenjournal. Die Konzentration lasse im Laufe des Unterrichtstags massiv nach: „Es geht so weit, dass Kinder wirklich ganz schwer unterzuckert und müde sind“, erklärt Krebs.

Wiens oberster Lehrervertreter Thomas Krebs (FCG) warnt vor den Folgen.APA/GEORG HOCHMUTH

Besonders im Sportunterricht sei das ein großes Problem: Ohne genügend Flüssigkeit könne man keinen anstrengenden Unterricht bewältigen. „Wir haben Schwierigkeiten in Bereichen, in denen sich Kinder körperlich verausgaben müssen”, so Krebs. Er betont zudem, dass es auch andere Möglichkeiten des Fastens gebe – etwa den Verzicht auf das Handy oder Süßigkeiten.

Religiöser Zwang im Klassenzimmer?

Lehrer berichten, dass der Druck nicht nur von den Eltern, sondern auch innerhalb der Klassen ausgehe. „Einzelne Kinder nötigen andere, mitzumachen“, so Krebs gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) betont, dass Kinder eigentlich nicht fasten müssen. Eltern sollten klarstellen: „Du musst das nicht tun!“, so Carla Amina Baghajati. Sie rät dazu, Kindern eine Jause mitzugeben und sie zu ermutigen, bei Problemen zu essen oder zu trinken.

Die IGGÖ hat zudem eine Orientierungshilfe mit dem Titel „Ramadan im schulischen Kontext“ veröffentlicht. Darin wird betont, dass das Fasten bei körperlich anstrengendem Unterricht unterbrochen werden darf.

Verantwortung liegt bei den Eltern

Vorarlbergs Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer fordert, dass Eltern mehr Verantwortung übernehmen. Der Druck zum Mitmachen komme unter anderem auch aus den sozialen Medien, doch letztlich liege die Verantwortung bei den Erziehungsberechtigten: „Sie müssen dafür sorgen, dass es dem Kind gut geht.“

Trotz der Probleme sieht Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft auch eine Chance: Der Ramadan könne eine Gelegenheit sein, religiöse Gemeinsamkeiten im Unterricht zu reflektieren – jedoch ohne gesundheitliche Risiken für die Kinder.