
„Systeme ausgelastet“: Karner drängt auf EU-Ebene auf Stopp des Familiennachzugs
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat am Mittwoch auf EU-Ebene den von der neuen Regierung geplanten vorläufigen Stopp des Familiennachzugs vorangetrieben. In einem Brief an die Kommission argumentierte er die angestrebte Quotenregelung mit einer Gefährdung des Bildungssystems.
“Der Familiennachzug von schutzberechtigten Personen stellt für Österreich eine sehr große Herausforderung dar”, beginnt Karners Brief an die EU-Kommission. “Für die Bewältigung dieser Thematik ist es daher dringend erforderlich, weitere notwendige Schritte zu setzen.” Insbesondere durch den Zuzug aus Menschen aus Syrien und Afghanistan seien in Österreich die “Systeme ausgelastet bzw. haben die Kapazitätsgrenzen weit überschritten”, so der Innenminister.
Gefährdet sieht Karner in seinem Brief auch die “Funktionsfähigkeit der Einrichtungen des österreichischen Staates und seiner wichtigsten öffentlichen Dienste”, allen voran den Bildungsbereich. Mangelhafte Bildung in gewissen Bereichen führe zudem zu geringeren Perspektiven und in weiterer Folge “zu Auswirkungen in den Bereichen öffentliche Sicherheit, wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und beeinträchtigt damit den Wohlstand und die sozialstaatlichen Strukturen”.
"Wir werden den Familiennachzug stoppen"
“Aus diesen Gründen sehe ich mich veranlasst, den dringend gebotenen Schritt zu setzen, den weiteren Zuzug im Rahmen des Familiennachzugs zu Personen mit internationalem Schutzstatus zu stoppen”, folgert Karner. Der Begriff der öffentlichen Ordnung und inneren Sicherheit umfasse “im Licht der bisherigen Rechtssprechung jedes nichtwirtschaftliche Grundinteresse einer Gemeinschaft und ist daher weiter zu verstehen als die Sicherheitsinteressen eines Staates”.
“Wir werden den Familiennachzug stoppen”, betonte Karner auch in Brüssel vor Journalisten. Im Zentrum des Treffens der EU-Innenministerinnen und -minister am Mittwoch in Brüssel stehen die Migration und Rückführungen. Im Vorfeld des für 11. März erwarteten Vorschlages für eine neue EU-Rückführungs-Richtlinie werden sich die Minister über bessere Rückführungssysteme austauschen.
Karner: Bildungssystem massiv überlastet
“Ich habe vernommen, dass es diese Überlegungen gibt, wir werden uns genauer ansehen, was genau geplant ist”, kommentierte Migrationskommissar Brunner am Mittwoch. “Das werde ich heute im Detail auch mit dem Herrn Innenminister besprechen.” Klar sei, dass europäisches Recht eingehalten werden müsse. Er müsse sich aber erst im Detail ansehen, was genau geplant sei.
Angenommen werden soll laut Ratsangaben ein Beschluss mit Empfehlungen zu Rückführungen auf Grundlage der thematischen Schengen-Evaluierung 2024. Betont wird darin die Bedeutung einer angemessenen und proaktiven Ressourcenplanung und einer effizienten Koordinierung der Verfahren sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. In seinem Vorschlag für die neue Regelung, die am 11. März präsentiert werden soll, gehe es “darum, dass wir etwas mehr Verantwortung an die übertragen, die rückzuführen sind, mit entsprechenden Konsequenzen, falls man sich nicht an die Vorgaben hält”, erklärte Brunner.
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