
Tiroler ÖVP erteilt "Herdprämie“ Abfuhr – zum Ärger der FPÖ
Tiroler Landtagsabgeordnete der ÖVP sprachen sich am Mittwoch gegen den auf Bundesebene von den Koalitionsverhandlern diskutierten Betreuungsbonus für Eltern aus. Bei der FPÖ stieß das auf Ärger.

Die im Rahmen der blau-schwarzen Koalitionsverhandlungen diskutierte sogenannte “Herdprämie” – also ein Betreuungsbonus für Eltern – hat die Tiroler Landespolitik einmal mehr umgetrieben. Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) bekräftigt am Mittwoch in der “Fragestunde” im Landtag ihr Nein zu einem solchen Vorschlag: “Man sollte niemanden – weder Mutter noch Vater – mit einer Alibiprämie drängen, zu Hause zu bleiben.” In den Reihen der FPÖ stieß dies auf Kritik und Ärger.
Der freiheitliche Landtagsabgeordnete Patrick Haslwanter zeigt sich darüber verärgert, dass Hagele “wertvolle Zeit mit einem Baby als Alibiprämie” bezeichne. Seine Parteikollegin Gudrun Kofler hielt wiederum fest, dass es der FPÖ um “Wahlfreiheit” gehe und sie den Begriff “Herdprämie” als “diskriminierend” empfindet. Auch Haslwanter war brüskiert, dass Mütter in der Diskussion um den Bonus “aufs Kochen reduziert” würden.
ÖVP: Wahlfreiheit durch Kinderbetreuung gegeben
ÖVP-Landesrätin Hagele sah dagegen die Wahlfreiheit durch ein künftig ausreichendes Angebot an Kinderbetreuung sichergestellt und verwies auf den Rechtsanspruch auf Vermittlung eines Kinderbetreuungsplatzes, den die schwarz-rote Landesregierung bis 2026 tirolweit umsetzen will. Auch in der Bundes-ÖVP gebe es keine positive Haltung zum “Daheimbleibbonus”. Hagele ging daher auch nicht davon aus, dass ein solcher in einem möglichen Regierungsprogramm von FPÖ und ÖVP Eingang finden werde.
Für Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), der sich zuletzt ebenfalls gegen einen solchen Bonus ausgesprochen hatte, war “wichtig, dass wir eine kinderfreundliche Gesellschaft sind”. Es gehe “nicht nur um Wahlfreiheit, sondern auch um Chancengleichheit” für alle Kinder.
Kritik an Volkspartei: "Stocker-Syndrom"
“Offenbar leidet die ÖVP am sogenannten ‘Stocker-Syndrom’, das da heißt: Heute so, morgen anders”, wähnte indes Liste Fritz-Abgeordnete Andrea Haselwanter-Schneider eine unklare Haltung der Volkspartei und ortete in der Bundes-ÖVP sehr wohl Befürworter eines solchen Modells. Dies würde aber die Bemühungen um den Rechtsanspruch in Tirol “konterkarieren”. Auch NEOS-Klubobfrau Birgit Obermüller sprach von einem “Zickzackkurs” der ÖVP.
Jahrelang sei der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen “kein Thema” gewesen, vor der Landtagswahl änderte sich aufgrund des Drucks aus der Wirtschaft der Kurs. Auch wenn der Elternbonus auf den ersten Blick “harmlos” wirke, warnte sie vor fehlende Einzahlungen in Pensionskassen und Abhängigkeiten. “Die ÖVP macht der FPÖ die Räuberleiter”, meinte Grünen-Abgeordnete Zeliha Arslan zu sehen, dass dann “Frauen wieder zurück an den Herd müssen.” Die “Herdprämie ist billiger als ein Kinderbetreuungsplatz”, sprach sie von möglichen finanziellen Motiven. (APA / Red.)
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