US-Präsident Donald Trump erklärte am Montag im Weißen Haus, er wolle die Ukraine mit Tomahawk-Marschflugkörpern beliefern: „Ja, ich habe sozusagen eine Entscheidung getroffen, wenn man so will.“ Er fügte vor den versammelten Journalisten hinzu: „Ich möchte wissen, was sie damit vorhaben. Wohin werden sie sie schicken? Das müsste ich wohl erst fragen.“ Zugleich betonte er, er strebe keine Eskalation an.

Warum ausgerechnet die Tomahawks?

Tomahawk-Marschflugkörper sind präzisionsgelenkte, langreichweitige Waffen, die meist von Schiffen und U-Booten abgefeuert werden. Je nach Variante können sie Ziele in Entfernungen von mehreren hundert bis zu 1.500 bis 2.500 Kilometern erreichen – damit wäre theoretisch sogar Moskau in Schlagdistanz. Ihr Einsatz würde Kiew eine völlig neue Reichweitenfähigkeit verschaffen.

Kiews Anliegen: Druck statt sofortiger Einsatz

Bei ihrem Treffen am Rande der UN-Generalversammlung hatte Wolodymyr Selenskyj den US-Präsidenten um Tomahawks gebeten — nicht zwingend, um sie sofort zu schießen, sondern um politischen Druck auf Wladimir Putin aufzubauen und Verhandlungsbereitschaft zu erzwingen. Laut Berichten hofft Kiew, dass allein die Existenz des Systems die Chancen auf Gespräche erhöht.

Praktische Hürden — und eine brennende Frage

Doch der Schritt wirft auch praktische Fragen auf. Die renommierte Russland- und Militäranalystin Dara Massicot von der US-Denkfabrik Carnegie Endowment for International Peace kommentiert: „Tomahawks für die Ukraine – ja, sie würden einen Unterschied machen. Aber wie sollen sie überhaupt gestartet werden? TLAMs werden von Schiffen und U-Booten aus gestartet. Wir haben nur wenige große Typhon-Startsysteme an Land, und das kleinere 4×4-Programm wurde gestrichen.“ Damit liegt ein zentrales Problem auf der Hand: Kiew verfügt nicht über geeignete Abschussplattformen; ohne massive logistische Hilfe wären die Raketen militärisch kaum nutzbar.

Moskau alarmiert — „völlig neue Eskalationsstufe“

Der Kreml reagierte scharf: Putin bezeichnete mögliche Lieferungen als „völlig neue, qualitativ andere Stufe der Eskalation“ und warnte, ein Einsatz dieser Reichweite könne die Beziehungen zwischen Washington und Moskau massiv belasten. Russlands Position: Ohne direkte US-Beteiligung sei ein verlässlicher Einsatz kaum vorstellbar — und genau das macht den Schritt so heikel.

Interne Skepsis in Washington

Auch in Trumps Umfeld gibt es Zweifel: Regierungsvertreter hätten in den vergangenen Wochen Bedenken geäußert, ob die USA nach einem Verkauf noch die Kontrolle über Einsätze solcher Waffen behalten könnten. Hinzu kommt: Die US-Bestände sind begrenzt und Nachproduktion dauert – gute Gründe für Zurückhaltung auch aus logistischer Sicht.

Ein Schritt mit Sprengkraft?

Analysten sehen in einer Freigabe von Tomahawks an Kiew eine der folgenreichsten Entscheidungen seit Kriegsbeginn: militärisch stark — und politisch extrem risikoreich. Sollte Trump seine „sozusagen getroffene“ Entscheidung umsetzen, stünde die NATO vor heikler Koordinations- und Kontrollfrage.