Der Österreicher mit türkischen Wurzeln, Kanber Demir, will bei den niederösterreichischen Gemeinderatswahlen am 26. Jänner Migranten ansprechen. In Wiener Neustadt tritt das ehemalige SPÖ-Gemeinderatsmitglied daher mit einer eigenen Liste an – und verteilt zweisprachige Flyer. “Unsere Flyer sind bewusst zweisprachig gehalten, wir haben noch immer Menschen der ersten und zweiten Generation, die die Sprache noch nicht gut beherrschen”, sagt Demir gegenüber der Tageszeitung „heute“.

Demir will sich insbesondere für Migranten einsetzen. Gerade ein Integrationsstadtrat müsse Migrationshintergrund haben, um ihre „Probleme auch wirklich zu verstehen“, meint der Versicherungsberater, der auch einen Waschsalon in der Stadt betreibt.

Auch für Obdachlose möchte er etwas tun. Demir wirbt unter anderem damit, dass einmal pro Woche ein mobiler Küchenwagen kostenlose Mahlzeiten anbietet. Dafür würden türkische Lebensmittelketten mit Spenden bereitstehen.

Wiener Neustadt hat höchsten Migrantenanteil in NÖ

Mit einem Anteil von 21,8 Prozent hat Wiener Neustadt den höchsten Migrantenanteil in ganz Niederösterreich, laut dem Österreichischen Integrationsfonds.

Gegenüber der FPÖ zeigt sich Demir überraschend offen. Überraschend deshalb, weil von linker Seite oft behauptet wird, die Blauen seien ausländerfeindlich. In einem Kommentar der Tageszeitung „Der Standard“ heißt es etwa, im Falle einer FPÖ-Kanzlerschaft würden Ausländer deutlich benachteiligt werden. Auch geht in linken Kreisen die Angst um, Österreicher mit Migrationshintergrund könnte unter Herbert Kickl die Staatsbürgerschaft entzogen werden.

„Ich kann nicht sagen, die machen alles schlecht“

“Ich habe einen guten Kontakt zu Philipp Gerstenmayer. Auch mit Michael Schnedlitz (Anm.: beide FPÖ) kann man offen über vieles reden. Nur weil es die FPÖ ist, kann ich nicht sagen, die machen alles schlecht”, lautet hingegen Kanber Demirs Meinung.

Wie blicken andere Österreicher mit Migrationshintergrund auf die FPÖ? „Man wirft Herbert Kickl vor, dass er rechtsextrem ist. Ich sehe das nicht so“, sagt Christopher, ein junger Mann mit türkischen Wurzeln, gegenüber „FPÖ TV“. Für ihn ist das Thema Sicherheit besonders wichtig, wie er in dem Video-Clip sagt. „Es geht darum, dass die eigenen Leute in ihrem Land geschützt werden“, sagt er.

Auch die Wochenzeitung „Profil“ stellte in einem Artikel den gebürtigen Türken Yaşar Batman aus Wien vor, der angab, bei den Nationalratswahlen die FPÖ zu wählen.

FPÖ legt bei NÖ-Gemeinderatswahlen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu

Niederösterreich hat eine schwarz-blaue Landesregierung. Bei den kommenden Gemeinderatswahlen wird mit Spannung erwartet, wie stark die FPÖ werden wird. Bei den Nationalratswahlen landete die FPÖ in 198 der insgesamt 573 niederösterreichischen Gemeinden auf Platz eins, in 21 erreichte sie mehr als 40 Prozent. Bei den vergangenen Gemeinderatswahlen im Jahr 2020 kamen die Blauen auf nicht einmal sechs Prozent. Derzeit hat keine NÖ-Gemeinde einen freiheitlichen Bürgermeister. Es ist gut möglich, dass die Blauen Ende Jänner um einiges besser abschneiden – und Gemeinden FPÖ-Bürgermeister erhalten.