Die Verhaltensökonomie ist im engeren Sinne eine Kommunikationswissenschaft. Sie bedient sich persuasiver Bilder und der Magie des gesprochenen und geschriebenen Wortes. Die wichtigsten Partner der manipulativen Verhaltensökonomie sind die Medien. Medien führen ein Leben jenseits von Gut und Böse. Wenn die Kasse stimmt, dann übernehmen sie jedes noch so wahrheitsferne Narrativ und vernebeln und betäuben so den Verstand des postmodernen Massenmenschen. So ist es dazu gekommen, dass heute Steuererhöhung Steueranpassung heißt oder dass zum Gegenteil von Vielfalt die Einfalt, also kleinkarierte Dummheit, geworden ist. Und damit nähern wir uns bereits dem Kern dessen, worum es heute in dieser Kolumne geht, um das Hineinmanipulieren der Gesellschaft in eine Kultur der „Diversity“.

Vielmehr bedeutet Diversität Konflikt und Widerstreit

Diversität bedeutet im Verständnis der Soziologie, dass unsere relativ homogene Gesellschaft im Zuge der sogenannten Modernisierung der letzten Jahrzehnte geradezu atomisiert wurde. Der gesellschaftliche Zusammenhalt, auf den man früher so stolz war, ist verschwunden. Anstelle von Gemeinschaftlichkeit und engen kulturellen Bindungen sind eine Vielzahl von Klein- und Mikrogruppen getreten, die um Aufmerksamkeit, Anerkennung und staatliche Fördermittel ringen. Glaubte man im Zuge der Aufklärung und der Konstituierung von Nationalstaaten den permanenten Krieg aller gegen alle überwunden zu haben, ist er nun durch Globalisierung, schrankenlose Migrationsbewegungen und das exhibitionistische Possentheater von queeren sexuellen Identitäten zurückgekehrt. Weil die Mächtigen unserer Zeit es für gutheißen, dass Mitteleuropa von Kulturen aus aller Welt überflutet wird und es schön finden, wenn Mitglieder der queeren Community auf offener Straße wie nackte Derwische toben, wird der Verstand der normalen Menschen gezielt dahingehend zu manipulieren versucht, dass er unter dem Gegenteil von Vielfalt nicht mehr Einheit oder Homogenität versteht, sondern die Einfalt, also die dümmliche Kultur von provinziellen Deppen, die in der Vergangenheit feststecken. Nur wer diese Art von kommunikativer Manipulation durchschaut, der kann auch verstehen, warum bei der Eröffnungsfeier der Fußballeuropameisterschaft der öffentlich-rechtliche Kommentator die Devise der europäischen Aufklärung „Liberté, Egalité, Fraternité“ in „Freiheit, Gleichheit und Vielfalt“ umgewandelt hat. Wer „Fraternité“ mit Vielfalt überschreibt, der möchte in den Menschen das Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit unter kulturell Gleichen und die Liebe zu dem, was ihnen ihre Mütter und Väter an musikalischen, literarischen und alltagskulturellen Artefakten, Texten, Symbolen und Zeichen vererbt haben, auslöschen und ihnen anstelle dessen die Euphorie für ein Leben in einer konfusen, rast- und atemlosen und schrillen Multikulturalität in den Kopf einpflanzen. Perfide ist es, wenn man den einfachen Menschen mithilfe der oben angesprochenen Verhaltensökonomie einzureden versucht, dass eine diverse Gesellschaft eine Art Arkadien, in dem die Menschen multikulturelle Feste feiern, liebevoll die lebensstilistischen Eigenheiten der anderen Kulturen betrachten und deren oft diametral den ihren entgegengesetzten Werte und Konventionen als Bereicherung ihres Alltags begreifen. Vielmehr bedeutet Diversität Konflikt und Widerstreit. Diverse Gesellschaften haben eine deutlich höhere Kriminalitätsrate, leiden unter einer Verschärfung der Segregation der Bevölkerung in arme und reiche Wohnmilieus und haben in der Regel große Probleme im Gesundheitssystem und in den Schulen.

Multikulturelle Propagandabotschaften

Weil die Realität in den multikulturellen europäischen Gesellschaften radikal kontrafaktisch zu dem ist, was uns die Propaganda der Eliten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft weismachen will, versuchen diese die Intensität der manipulativen Kommunikation zu steigern. Aus der Medizin wissen wir aber, dass die Überdosierung eines Medikaments nicht die Heilung bringt, sondern in der Regel die Verschlimmerung des Übels. Und so nimmt die Erregung in der Bevölkerung zu, und viele steigen gegen eine Politik auf die Barrikaden, die sie täglich mit multikulturellen Propagandabotschaften eindeckt und gleichzeitig nichts gegen den sozialen und kulturellen Niedergang ihrer Lebenswelt unternimmt. Spricht man mit Menschen aus europäischen Metropolen wie Paris, Berlin oder Wien, so thematisieren diese vermehrt die Frage, wie sie aus der qualvollen Hölle der urbanen Multikulturalität herauskommen, in der die Zahl der Migranten schon längst die der Ursprungsbevölkerung übersteigt. Raus aus den Städten kommen aber nur die Reichen, weil die Armen sich eine Übersiedlung in kulturell homogenere Gebiete nicht leisten können. Und wäre das alles noch nicht genug dafür, um die Gesellschaft im immer unerträglicher werdenden Maße zu radikalisieren, zu spalten und zu hysterisieren, legt die PR- und Medien-Schickeria noch eine weitere Schippe drauf und setzt den gepeinigten Normalos ein im schlechtesten Sinn „exotisches“ und bizarres Eröffnungsspektakel der Olympischen Spiele in Paris vor.

Die Empörung ist längst dem gelangweilten Überdruss einer mit queeren Performances überfütterten bürgerlichen Masse gewichen.

Natürlich kommt der Regisseur aus der LGBTQ-Bewegung und damit ist garantiert, dass die woke Opfergruppe Nummer eins, Menschen mit Identitätsdiffusion und dem drängenden Bedürfnis nach sexuellem Exhibitionismus in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Und so tanzten wieder die unvermeidlichen Drag- und Transfiguren gemeinsam mit schwulen und lesbischen Aktivisten in burlesquer Garderobe durch die Szenerie der Eröffnung. Nach dem der anfängliche Sturm der Entrüstung bereits ohnehin wieder verstummt war, beteuerte der Regisseur, dass er mit seiner Inszenierung nicht provozieren wollte. Wie recht er damit hat. Denn provozieren kann man mit etwas, das in unserer Zeit zu einer redundanten Chiffre für Nonkonformismus und kulturellen Fortschritt geworden ist, die Drag-Queen, tatsächlich niemanden mehr. Die Empörung ist längst dem gelangweilten Überdruss einer mit queeren Performances überfütterten bürgerlichen Masse gewichen. Wenn das christliche Abendmahl nicht als heiterer Schwulen- und Lesben-Ball persifliert worden wäre, hätte nicht einmal die moralstrenge katholische Kirche etwas vom tumben Swingerclub-Treiben an der Seine bemerkt. Und dann hätte eine lustlose, mit Bildern der sexuellen Befreiung übertherapierte Masse den olympischen dionysischen Exzess für Zurückgebliebene weggegähnt, wie es seinerzeit auch mit dem „Pudertanz“ bei der völlig misslungenen Festwocheneröffnung in Bad Ischl passiert ist.