Mehr als 1800 Stunden arbeitet ein griechischer Vollzeitbeschäftigter im Durchschnitt im Jahr. Das sind so viele Arbeitsstunden wie in keinem anderen EU-Land. Zum Vergleich: Die Österreicher arbeiten laut Eurostat 1723 Stunden pro Jahr. Während wir über eine weitere Senkung der Arbeitszeit diskutieren und von einer Viertagewoche träumen, wird die Arbeitszeit in Griechenland jetzt sogar deutlich angehoben: Am 1. Juli tritt eine Arbeitsreform in Kraft, die unter anderem die Einführung der Sechstage-Arbeitswoche beinhaltet.

Das Gesetz hatte die konservative Regierung gegen heftigen Widerstand der Opposition und der Gewerkschaften verabschiedet. Demnach wird die maximal zulässige Arbeitszeit auf bis zu 48 Stunden an bis zu sechs Tagen pro Woche erhöht. Auch andere Bestimmungen des Arbeitsrechts werden gelockert. Künftig ist es Unternehmen erlaubt, ihre Beschäftigten erst 24 Stunden vor Arbeitsbeginn über deren Einsätze zu informieren. Beschränkungen von Probezeiten werden ebenfalls aufgeweicht.

Vor allem Tourismusbranche soll profitieren

Arbeitnehmer dürfen außerdem künftig neben einer Vollzeitstelle von acht Stunden noch einen Nebenjob von bis zu fünf Arbeitsstunden pro Tag annehmen. Damit summiert sich die zulässige Höchstarbeitszeit pro Woche auf bis zu 78 Stunden. Arbeitnehmer dürfen aber nicht zu Mehrarbeit gezwungen werden. Das Gesetz schreibt zudem stattliche Zuschläge vor: Für Samstagsarbeit müssen 40 Prozent mehr, für Sonntage sogar 115 Prozent mehr gezahlt werden.

Mit der Reform will die Regierung den Fachkräftemangel bekämpfen. Vor allem in der Tourismusbranche sei es schwierig, ausreichend Saisonkräfte zu finden. Betriebe sollen davon profitieren, indem die Mitarbeiter während der Hochsaison künftig deutlich mehr – und im Winter dafür weniger oder gar nicht arbeiten.

Zum anderen will die Regierung die weitverbreitete Schwarzarbeit bekämpfen. Viele Griechen hätten ohnehin Zweitjobs, argumentierten die Befürworter des Gesetzes. Diese Tätigkeiten sollen aus der Illegalität geholt werden.