Drohender Arbeitsplatzverlust und finanzielle Risiken

Das interne Papier warnt vor dem drohenden Verlust von Millionen Arbeitsplätzen innerhalb der EU-Autoindustrie. Die Branche sieht sich offenbar nicht in der Lage, die ambitionierten Klimaziele der EU zu erfüllen, ohne erhebliche Einschnitte vornehmen zu müssen. “Folglich wird die EU-Industrie mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe konfrontiert”, heißt es in dem Schreiben. Die Industrie sieht sich dadurch gezwungen, “die Produktion erheblich zu drosseln, was Millionen von Arbeitsplätzen in der EU bedroht”. Diese Einschätzungen zeichnen ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Zukunft der Automobilbranche, die als einer der größten Arbeitgeber in Europa gilt.

Hintergrund der Bedenken: Strenge Flottengrenzwerte

Die Sorgen der Automobilhersteller basieren auf den strengen Flottengrenzwerten der EU, die eine drastische Reduzierung des CO₂-Ausstoßes von Neuwagen vorsehen. Derzeit liegt der Grenzwert bei 115,1 Gramm CO₂ pro Kilometer. Dieser Wert soll bis 2025 auf 93,6 Gramm und bis 2030 auf 49,5 Gramm sinken. Die Branche argumentiert, dass die Umsetzung dieser Vorgaben im vorgesehenen Zeitrahmen ohne schwerwiegende Konsequenzen für Arbeitsplätze und Wirtschaftlichkeit nicht möglich sei. Sebastian Bock von der Umweltorganisation Transport & Environment Deutschland sieht das ganze jedoch kritisch: “Die Autohersteller haben in den letzten zwei Jahren über 130 Milliarden Euro Gewinn gemacht und hatten genügend Zeit, sich auf das seit 2019 bekannte CO₂-Ziel vorzubereiten.”

Mögliche Lösungen

Das Dokument schlägt vor, dass die Produktion und der Verkauf von über zwei Millionen Autos mit Verbrennersmotoren eingestellt werden könnten, um Strafzahlungen zu vermeiden. Dies würde dem Produktionsvolumen von bis zu acht Fabriken entsprechen und könnte den Verlust von Millionen Arbeitsplätzen zur Folge haben. In einem Versuch, diese drastischen Maßnahmen abzuwenden, wird die Nutzung eines Notfallartikels vorgeschlagen, der bereits bei der Corona-Pandemie Anwendung fand. Die EU-Kommission könnte demnach die Einführung der strengeren Vorgaben um zwei Jahre verschieben. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und der deutsche Auto-Lobbyverband “VDA” haben bereits eine Überprüfung der Machbarkeit der Vorgaben gefordert.

Einblick in die interne Krise der Branche

Der europäische Automobilverband “Acea” hat bestätigt, dass das Papier bekannt sei, jedoch kein offizielles Dokument des Verbandes darstelle. Das Schreiben kursiert dennoch innerhalb der Branche und hat bereits Aufmerksamkeit erregt. Die Auseinandersetzung zwischen der Notwendigkeit strenger Klimaschutzmaßnahmen und den wirtschaftlichen Interessen der Automobilindustrie wird zunehmend zum Brennpunkt in den politischen und wirtschaftlichen Diskussionen Europas. Dieses interne Papier unterstreicht die dringenden Herausforderungen, vor denen die europäische Automobilindustrie steht, und stellt die Balance zwischen ambitionierten Umweltzielen und der wirtschaftlichen Realität eines bedeutenden Industriezweigs in Frage.