Das Weltwirtschaftsforum gilt international als anerkanntes Forum für Wirtschaftsbosse und Politiker. Die Flagship-Veranstaltung ist das Forum, das jeden Januar in Davos stattfindet, an dem Staats- und Regierungschefs aus aller Welt sowie Entscheidungsträger von internationalen Konzernen wie Microsoft, Amazon, Nestlé.  “Unter der jahrzehntelangen Aufsicht von Klaus Schwab hat das Weltwirtschaftsforum eine Atmosphäre der sexuellen Belästigung und Diskriminierung von Frauen und Schwarzen entstehen lassen”, berichtet Cheryl Martin, eine ehemalige leitende Mitarbeiterin in einem Interview mit dem “Wall Street Journal”. Schwab wird vorgeworfen, Frauen und Schwarze zu diskriminieren. Mehrere weibliche Mitarbeiter des WEF haben Schwab in einer öffentlichen Erklärung der sexuellen Belästigung beschuldigt. Das ergab eine Untersuchung des “Wall Street Journals”.

Nach Angaben des Magazins haben mehrere Mitarbeiter behauptet, Schwab schaffe ein feindliches Arbeitsumfeld. Ein ausgesprochen beunruhigendes Bild ergibt sich aus den vom “Wall Street Journal” gesammelten Zeugenaussagen. Laut dem “Wall Street Journal” wurden mindestens sechs Mitarbeiterinnen aus dem Unternehmen gedrängt oder mussten berufliche Rückschläge hinnehmen, als sie schwanger waren oder aus dem Mutterschaftsurlaub zurückkehrten. Weitere schilderten sexuelle Belästigungen durch leitende Angestellte, von denen einige noch beim WEF beschäftigt sein sollen. Zwei Frauen berichteten, sie seien vor Jahren von VIP-Gästen bei WEF-Veranstaltungen sexuell belästigt worden.  Und das obwohl sich das WEF seit jeher als eine der Spitzenorganisationen positioniert, wenn es um die Gleichstellung von Mann und Frau geht.

Rassismus und Diskriminierung

Darüber hinaus wird Klaus Schwab Altersdiskriminierung vorgeworfen. Er soll vor ein paar Jahren Mitarbeiter über 50 entlassen haben, um seiner Organisation eine “Verjüngungskur” zu verpassen. Als sich der WEF-Personalchef Paolo Gallo allerdings weigerte, diese Richtlinie ohne stichhaltige Gründe zu befolgen, wurde der HR-Manager angeblich kurzerhand entlassen. Interne Beschwerden wurden auch eingereicht, nachdem es zu Rassismus Vorfällen kam, unter anderem wurden dunkelhäutige Angestellte unverblümt beschimpft und aus dem Forum ausgeschlossen oder an der Beförderung gehindert wurden, so das Medienunternehmen. Bewahrheiten sich diese Vorwürfe, wäre die Reputation des Forums selbst gefährdet.

Das “Wall Street Journal” befragte mehr als 80 derzeitige und ehemalige Mitarbeiter, deren Dienstzeit von den 1980er Jahren bis in die Gegenwart zurückreicht. Einige von ihnen haben sich über das, was sie als gemeinsames Trauma beschreiben, in einer WhatsApp-Gruppe namens “WEFugees” zusammengeschlossen, der Hunderte von ehemaligen Mitarbeitern angehören sollen.

“Es war erschütternd zu sehen, wie sich Kollegen unter dem Ansturm von Belästigungen durch hochrangige Mitarbeiter sichtlich zurückzogen, von sozial und fröhlich zu selbstisoliert wurden, Augenkontakt vermieden und jahrelang Albträume teilten”, sagte Farid Ben Amor, ein ehemaliger US-Medienmanager, der mehr als ein Jahr lang beim Forum arbeitete, bevor er 2019 kündigte. “Das ist besonders erschütternd, wenn man es mit dem Eifer und der Ernsthaftigkeit vergleicht, mit der viele von uns dem Forum beigetreten sind.”

Schwab weist die Vorwürfe zurück

Schwab hat alle Vorwürfe vehement bestritten. Das Forum lehnte es ebenfalls ab, Schwab für ein Interview mit dem “Wall Street Journal”  zur Verfügung zu stehen. Forum-Sprecher Yann Zopf teilte in einer Erklärung lediglich mit, dass das “Wall Street Journal” “unsere Organisation, Kultur und Kollegen, einschließlich unseres Gründers, falsch darstelle”. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Aus einem Bericht der NZZ Ende Mai diesen Jahres geht hervor, dass Klaus Schwab ohnedies seinen Rückzug aus dem Weltwirtschaftsforum vorbereitet. Er soll Anfang nächsten Jahres nicht mehr für eine exekutive Rolle zur Verfügung stehen, allerdings als “Chairman des Board of Trustees” Teil des Forums bleiben. Gerüchten zufolge soll Borge Brende, ehemaliger Außenminister Norwegens, sein Amt übernehmen.