Interessiert, kompetent, mutig, gesellig, elegant und dialog-orientiert waren nur einige der Eigenschaften, die ihr in den Reden von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Karl Nehammer und Kardinal Christoph Schönborn zugeschrieben wurden.

Bierlein war nicht nur erste Regierungschefin Österreichs sondern auch die erste Frau, die den Verfassungsgerichtshof geleitet hatte. Ihr Nachfolger Christoph Grabenwarter nannte sie sichtlich gerührt nicht nur eine Juristin sondern auch eine Verbinderin im Fachlichen wie in den persönlichen Kontakten: “Brigitte Bierlein hatte Stil.” Auch habe sie ein ausgeprägtes Gefühl für Ästhetik gehabt und das nicht nur im Äußeren – ein gutes Gespür für die richtigen Umgangsformen: “Sie war im besten Sinne des Wortes ein geselliger Mensch.”

Bundespräsident Van der Bellen erinnerte daran, dass Bierlein in den schwierigen Zeiten nach Auftauchen das Ibiza-Videos seine Einladung angenommen habe, das Land als Kanzlerin zu einer Neuwahl zu führen. Sie habe diese Aufgabe als “mutige Frau” angetreten und die Lage in Österreich rasch wieder beruhigt. Bierlein stehe für Hirn und Herz, Selbstvertrauen und Selbstkritik, Stärke und Gelassenheit sowie für Fachkenntnis und Empathie.

Er hoffe, dass Bierlein sich bewusst gewesen sei, wie sie andere inspiriert habe: “Sie wird für viele Frauen und Mädchen und uns alle immer ein Vorbild bleiben.”

Bundeskanzler Nehammer verneigte sich nicht nur rhetorisch vor Bierleins Lebenswerk. Ihr Amt als Regierungschefin habe sie mit Eleganz, Entschlossenheit und Mut, der seinesgleichen suche, ausgeübt. Sie sei “Weltbürgerin, aber auch echte Wienerin” gewesen, habe ein Herz für die Gleichberechtigung und die Wahlfreiheit für Frauen gehabt. Bierlein sei jedem Menschen unvoreingenommen begegnet: “Sie hat den Dialog nicht nur gelebt sondern auch gesucht.”