“Wir machten alles. Also fast alles: Wir brachen ein, wir beschatteten Tatverdächtige, wir klebten Peilsender an deren Autos”, erzählt W. bei einer Tasse Kaffee im eXXpress-Newsroom. W. war jahrelang Boss eines Sicherheitsunternehmens, bei dem auch der kürzlich nach Österreich überstellte Ibiza-Detektiv H. tätig war.

Diese Detektei machte wirklich “fast alles”, was der heimischen Polizei bei ihrer Ermittlungstätigkeit verboten war: Hausdurchsuchungen ohne einer zuvor eingeholten richterlichen Genehmigung (also Einbrüche), Observationen ohne Zustimmung der Justiz und die Verfolgung von Verdächtigen über Peilsender. W. kann das belegen: “Hier habe ich alle Aufzeichnungen von den Treffen mit den Ermittlern der Finanzbehörde und mit dem Kontaktmann des Bundeskriminalamts.”

In diesen Dossiers ist etwa ein Treffen am 20. Jänner 2013 im Luxus-Hotel Coburg in Wien dokumentiert. Zitat aus dem Bericht der Detektei: “Wie bestellt, boten wir zusätzliche Informationen über zwei Ukrainer an, die eine größere Lieferung Kokain aus Spanien importieren wollen.” Danach folgten der Aufenthaltsort der Zielpersonen, deren Wagenkennzeichen und Namen. Ergebnis des Treffens: “Wir beschlossen, noch mehr Infos zu sammeln.”

"Bei Treffen war auch Mitarbeiterin der US-Botschaft dabei."

Und der Informant berichtet auch detailliert über ein alljährliches Treffen auf dem Flughafen Wien mit Größen des Verfassungsschutzes (BVT, jetzt DSN) und einer Mitarbeiterin der US-Botschaft: “Dabei kam es auch zum Kontakt von unserer Gruppe mit einem bekannten Mitarbeiter des Landeskriminalamts.” Der Insider äußert dabei auch einen schweren (allerdings unbewiesenen) Vorwurf gegen die Ermittlungsbehörden: Verdeckte Ermittler hätten “Anfänger” beauftragt, große Mengen an Suchtgift nach Österreich zu schmuggeln – diese waren allerdings immer beschattet und wurden dann “zufällig” erwischt, was wiederum die Erfolgsbilanz der Behörde massiv gesteigert hätte. Die zu diesen Schmuggelfahrten überredeten Drogenkuriere wurden aufgrund der großen Menge an importierten Suchtgift zu sehr langen Haftstrafen verurteilt.

Drogen-Lieferungen über Mini-Flughafen bei Wien

Von diesen intensiven Kontakten der österreichischen Exekutive zu einer Detektei, bei der auch der spätere Ibiza-Haupttatverdächtige mitarbeitete, hat bereits der Herausgeber des Blogs “Fass ohne Boden” berichtet. Der neue Zeuge bestätigt jetzt die irritierend engen Kontakte zwischen Beamten der Republik Österreich und einer Firma, die rechtswidrige Handlungen in Serie umsetzte: “Ich kann bestätigen, dass Mitglieder dieser Ibiza-Video-Clique bei anderen Fällen von einem Kripo-Beamten in Oberösterreich geführt worden sind. Die haben uns für kriminelle Handlungen benutzt, die sie als Polizisten nicht machen durften – dazu gehörten eben auch Einbrüche.”

Unter anderem hätten die Sicherheits-Experten für die Exekutive auch Observationen erledigt. Der Insider berichtet: “Wir haben die Peilsender an der Ölwanne oder am Katalysator der Pkw der Zielpersonen angebracht. Die besseren Sender kosten zwischen 150 und 400 Euro.” Und der langjährige Insider dieser Gruppe deckt noch etwas auf: “Viele der Drogenlieferungen sind über den Flughafen in Bad Vöslau gekommen. Auch mit Hubschraubern.” Hat jemand von dieser Gruppe der Exekutive auch einem der Wirecard-Haupttatverdächtigen diese offenbar ziemlich unkontrollierte Aus- und Einreise-Möglichkeit genannt? Der weltweit gesuchte Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek (42) ist ebenfalls über den Mini-Flughafen in Bad Vöslau ausgeflogen worden . . .