Das jüngste TV-Duell zwischen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und SPÖ-Chef Andreas Babler sorgte für hitzige Debatten, aber wenig inhaltliche Klarheit. Die beiden Politiker lieferten sich einen scharfen Schlagabtausch, doch statt wegweisender Argumente dominierten gegenseitige Angriffe und polemische Aussagen.

Besonders irritierend empfanden die Zuseher, dass ein entscheidendes Thema im Duell völlig ausgeklammert wurde: Migration. Weder die Moderation noch die Kandidaten sprachen dieses drängende Thema an, obwohl es als das zentrale Thema im Nationalrats-Wahlkampf gilt.

Bundeskanzler Karl Nehammer sprach bei der TV-Diskussion das Thema Migration nicht an.APA/APA/GEORG HOCHMUTH

“Es ist die Aufgabe einer öffentlich-rechtlichen Anstalt, das überragend wichtige, dominierende Thema nicht nur in Österreich, nicht nur in Deutschland, sondern auf diesem ganzen Kontinent in so einem Duell immer zu thematisieren”, fand der deutsche Journalist Julian Reichelt in exxpress live sehr deutliche Worte über den ORF. “Alles entscheidet sich an dieser Migrationsfrage. Der Sozialstaat entscheidet sich an dieser Migrationsfrage. Die Zukunft der Gesellschaft, die Arten und Weise, wie unsere Städte aussehen, wie wir miteinander leben, alles entscheidet sich an der Migrationsfrage!”

Dass gerade dieses Thema der ORF komplett verschwinden ließ, verwunderte nicht nur die Zuseher, sondern auch Reichelt: “Ich bin einerseits schockiert, aber irgendwie auch ein bisschen beruhigt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Österreich offenbar in dem Selbstverständnis dieselbe Propaganda-Funktion einnimmt wie in Deutschland.”

Dass der ORF mit seiner Vogel-Strauss-Politik den Zwangsgebührenzahlern Sand in die Augen streuen kann, glaubt Reichelt jedoch nicht. “Man versucht quasi mit diesen unlauteren Methoden die Mitte der Gesellschaft zu beschützen, besser nicht drüber sprechen. Aber genau das treibt Menschen an die Ränder, wenn sie das Gefühl haben, dass die Themen, die sie bewegen, nicht mal besprochen werden dürfen mit den Menschen, die am Ende genau dafür verantwortlich sein sollen!”

Das Ausklammern des Asyl- und Migrationsthemas hat laut Reichelt die TV-Diskussion entwertet: “Die Antwort auf das Migrationsthema lautet in vielen europäischen Ländern: Migration muss, so wie sie im Moment stattfindet, enden. Sie muss nicht reduziert werden, nicht vielleicht halbiert. Nein, illegale Migration muss enden. Das ist eine Antwort, die man im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht hören möchte und deswegen stellt man die Frage gar nicht erst.”