Bereits in der Nacht des 25. Juli 2017 war für Julian Hessenthaler und seine Helfer klar: Die Video-Falle lief nicht so gut ab, wie sich die ganze Bande das ausgemalt hat. Der damalige FPÖ-Chef redete zwar in siebeneinhalb Stunden ziemlich viel Schwachsinn, aber es war eigentlich nichts dabei, mit dem er gestürzt werden könnte – es gab auch keine Sex- oder Drogen-Szenen. Sechs Jahre später sind auch sämtliche Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft konkret zu den Aussagen in diesem Video eingestellt, die großangelegte Abhör-Aktion mit zahlreichen versteckten Kameras und einer angeheuerten Blondine, die (schauspielerisch sehr dürftig) eine Oligarchin gab, war eigentlich ein grandioser Misserfolg.

Doch 2018 hatte offenbar jemand in Wien dann doch eine Idee, wie Hessenthalers Werk, das mittlerweile zwei Jahre lang erfolglos um Millionen zwei Parteien angeboten worden ist, zu einem politischen Umsturz in Österreich führen könnte: Aus den 7,5 Stunden Video-Material wurden einige wenige Szenen zusammengeschnitten, und die Schuss-Haltung von HC Straches Freund Johann Gudenus sollte auch den Dümmsten klar machen, dass es in diesem Video um etwas ganz arg Kriminelles gehen muss. Nach der von manchen Medien wie eine Show inszenierten Veröffentlichung am 17. Mai 2019 und nach einem miserablen Krisenmanagement Straches und der FPÖ-Spitze überschlugen sich dann die Dinge – Österreich schlitterte in eine Regierungskrise.

Julian Hessenthaler am 25. Juli 2017 in der Finca auf Ibiza.

Prozess, Haft - und viele Klagen

Hessenthaler war am 17. Mai 2019 bereits abgetaucht. Wie das Bundeskriminalamt später anhand von Kreditkarten-Daten feststellte, war “Mr. Ibiza” In der Schweiz, in Frankreich und in Spanien, dann in Deutschland. Erst am 10. Dezember 2020 kam es zur Verhaftung in Berlin. Es folgte ein medial viel beachteter Drogen-Prozess – und Hessenthaler klagte immer wieder Medien, etwa auch den eXXpress (und er verlor).

Die Gerichts- und Anwalts-Kosten könnten nun ebenfalls zu der Finanzkrise des Ibiza-Drahtziehers mit beigetragen haben: Laut AKV und Creditreform wurde über das Vermögen des Julian Hessenthaler beim Bezirksgericht Innere Stadt Wien ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, berichtet der Kurier.

Hessenthaler schrieb dazu in den Antrag: “Ich war Hersteller des Ibiza-Videos, es gab viele Verfahren, welche erhebliche Kosten verursacht haben. Ich wurde auch mehrmals verklagt, schließlich wurde ich im Dezember 2020 in Haft genommen und konnte meine Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlen.” Laut KSV1870 geht Hessenthaler in seinem Antrag von Gesamtverbindlichkeiten von 207.000 Euro aus.

Beim Kontrollieren der Videofalle auf Ibiza: Julian Hessenthaler.

Von den bisherigen Gönnern und Unterstützern fallen gelassen?

Warum ihn seine vielen Fans aus der linken Wiener Kultur- und Medien-Szene nicht weiter unterstützt haben, ist etwas rätselhaft. So hatte Hessenthaler etwa bei seiner Aussage vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss den Anwalt des umstrittenen Wochenblatts “Falter” als Rechtsbeistand.

Dass Hessenthaler nun von all seinen Freunden und Gönnern verlassen worden sein soll, überrascht dann doch bei dessen “Leistung” für diese Gruppierung, immerhin leistete er die Vorarbeit zum Sturz einer rechts-konservativen Regierung. Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht so – und die Masterminds der ganzen Ibiza-Clique legen wieder einmal eine falsche Spur.

Sie assistierte Hessenthaler auf Ibiza als nicht wirklich gute Schauspielerin: die falsche Oligarchin.