Ein Atomkraftwerk in China gibt Grund zur Besorgnis: Die französische Firma Framatome fürchtet ein Leck in der Hülle des Brennstoffelements, was zum Austritt von radioaktiven Spaltprodukten führen kann. Das Unternehmen hat die USA um Hilfe gebeten.

Framatome, die Kernkraftwerksabteilung des französischen Elektrizitätskonzerns EDF, hat bis dato eine recht unkonkrete, aber öffentliche Warnung ausgegeben: So warne man lediglich vor einem “Leistungsproblem“ des Kernkraftwerks sowie vor “Unregelmäßigkeiten im Betrieb”. Experten der Firma würden aktuell daran arbeiten, die Ursache der Probleme zu finden. Framatome versucht zu beruhigen, in dem man betont, das Kraftwerk arbeite “innerhalb der Grenzen der Sicherheitsparameter“.

Der betroffene Reaktor befindet sich in Taishan, in der südchinesischen Provinz Guangdong, nur rund 80 Kilometer von Hongkong entfernt. Die wichtigste Sonderwirtschaftszone Chinas, Shenzhen, liegt ebenfalls gleich in der Nähe.

Die USA sind nervös

CNN berichtet, das US-Energieministerium würde prüfen, ob das Kraftwerk durch ein Leck im Kühlsystem radioaktive Spaltprodukte in die Umwelt abgebe. Die Amerikaner würden auf eine bis dato noch geheime Warnung der Framatome vor einer “unmittelbaren nuklearen Bedrohung“ an die US-Behörden vor gut einer Woche reagieren. so der Nachrichtensender.

Durchaus eigenartig ist, dass das französische Unternehmen die Warnung an die USA weiter gibt. Dass die Franzosen sich in dieser Sache direkt an die Amerikaner wenden könnte nämlich bedeuten, dass China sie nicht ernst nehmen und gar einen Unfall vertuschen könnte, so die Befürchtung. Angeblich, so behaupten CNN-Quellen, hätte China die Grenzwerte für Strahlendosen rund um das Kraftwerk bereits angehoben, wodurch sie in der Bevölkerung keinen Alarm schlagen müssen. Jedoch ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei der ganzen Sache um eine rein präventive Maßnahmen handeln könnte, da sich die Werte derzeit noch stabil zeigen und auf einem niedrigen Niveau bewegen.

Stülpt China den Deckmantel über gröbere Probleme in Taishan?

Defekte Brennstäbe, so Experten, seien bei Atomkraftwerken nichts Ungewöhnliches. Würde die Radioaktivität in Taishan nun aber weiter deutlich steigen, hätte China ein echtes Problem – der Reaktor müsste heruntergefahren werden. So wie Framatome agiert, steht diese Vermutung durchaus im Raum. Wenn dieser Fall eintritt, würde die Abschaltung des Kraftwerks wiederum die Energieversorgung des Industriezentrums gehörig ins Wanken bringen, weshalb das Interesse Chinas, einen Deckmantel über die Ereignisse zu stülpen, nicht von der Hand zu weisen wäre. Ein Nicht-Abschalten könnte jedoch zu massiven Umweltschäden führen und eine Gefahr für die Bevölkerung bedeuten.

Wie CNN weiter berichtet, ist die Angelegenheit bereits Thema im Nationalen Sicherheitsrat der USA, Präsident Biden selbst hätte sein Außenministerium schon am 8. Juni angewiesen, sowohl mit Frankreich als auch mit China über die Probleme im Kraftwerk zu sprechen, um Klarheit zu schaffen.