Die Branche, einst Rückgrat des industriellen Mittelstands, verliert rasant an Stabilität. Ein zentraler Grund für die Krisenlage liegt in der politischen und strategischen Fehlsteuerung der vergangenen Jahre – der forcierten Wandel hin zur E-Mobilität in der Automobilindustrie, hat die Zulieferer hart getroffen.

Stillstand auf Rädern – die Autozulieferindustrie im Ausnahmezustand

Nach Angaben der Beratungsgesellschaft Falkensteg wurden allein in diesem Jahr bereits 41 größere Zulieferbetriebe mit einem Jahresumsatz von über 10 Millionen Euro zahlungsunfähig. Für das Gesamtjahr erwarten die Analysten einen weiteren Anstieg: Die Zahl der Großinsolvenzen dürfte demnach um etwa 20 % über dem Niveau von 2024 liegen.

Auch die jüngste Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zeichnet ein düsteres Bild. 61 Prozent der mittelständischen Zulieferer planen derzeit, Personal abzubauen – im Mai waren es noch 57 Prozent. VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnt: „Die anhaltende wirtschaftliche Stagnation in Deutschland und die schwache Entwicklung des Automobilmarkts in Europa wirken sich immer stärker auf die mittelständischen Unternehmen der deutschen Automobilindustrie aus.“

Was Müller diplomatisch formuliert, wird in den Werkshallen längst zur Realität: Der Umbruch in der Autoindustrie hat sich zur strukturellen Krise ausgewachsen. Die Umstellung auf Elektroantriebe, kombiniert mit schwacher Nachfrage und hohen Energiekosten, hat die traditionelle Zulieferlandschaft ins Wanken gebracht.

Massenhafte Entlassungen und Insolvenzen

Unternehmen wie Webasto, Bosch oder ZF Friedrichshafen stehen exemplarisch für den dramatischen Wandel. ZF Friedrichshafen, einer der größten Automobilzulieferer der Welt, hat mit Gewinneinbrüchen zu kämpfen, die den Konzern zu massiven Einschnitten zwingen. Bis 2028 sollen 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen, allein seit Anfang 2024 sind bereits 5.700 Jobs gestrichen worden. Die IG Metall spricht von einem drohenden „Aderlass des industriellen Mittelstands“.

Laut einer Analyse der Unternehmensberatung EY sind allein im vergangenen Jahr 51.000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie verloren gegangen – das entspricht fast sieben Prozent aller Stellen der Branche. Kein anderer Industriezweig ist derzeit so stark von Entlassungen und Pleiten betroffen.

Der Kern des Problems: eine Industrie ohne klare Richtung

Die Transformation hin zur Elektromobilität wurde politisch gefeiert – wirtschaftlich aber kaum verkraftet. Der deutsche Mittelstand, jahrzehntelang spezialisiert auf Komponenten für Verbrennungsmotoren, steht nun ohne ausreichende Aufträge da. Die Nachfrage nach klassischen Antriebs- und Abgasteilen bricht weg, während der Elektrobereich deutlich weniger Bauteile benötigt.

Viele Betriebe investieren zwar in neue Technologien, doch die Übergangszeit ist zu kurz, die Unterstützung zu gering. Gleichzeitig bremst die schwache Nachfrage nach E-Autos den Absatz – eine fatale Kombination. Das Ergebnis: Milliardeninvestitionen, die sich nicht auszahlen, während parallel das Fundament der alten Industrie zerbricht.

Besonders bitter: Die E-Mobilitätsstrategie, die eigentlich Innovation fördern sollte, hat eine Abhängigkeit geschaffen – von Importen, seltenen Rohstoffen und asiatischer Batterietechnologie. Die Wertschöpfung verlagert sich zunehmend ins Ausland, während in Deutschland ganze Zulieferketten verschwinden.