Ab dem 15. Dezember reduziert der Konzern die Vermittlungsentgelte für preisgünstige Modeartikel in Europa deutlich. Für Bekleidung unter 15 Euro fällt die Provision künftig von sieben auf fünf Prozent, bei Produkten zwischen 15 und 20 Euro sinkt sie von 15 auf zehn Prozent.

Doch nicht nur im Modesegment greift Amazon zu spürbaren Entlastungen. Zum 1. Februar 2026 werden die Gebührenkürzungen auf mehrere weitere Produktgruppen ausgeweitet. Für Haushaltswaren unter 20 Euro sinkt die Verkaufsprovision von bislang 15 auf nur noch acht Prozent. Auch für Lebensmittel und Vitamine kündigt Amazon deutliche Reduktionen an.

Mit diesem Schritt richtet der Konzern seine Strategie klar auf jene Warengruppen aus, in denen Temu und Shein ihre Expansion besonders aggressiv vorantreiben.

Chinesische Plattformen verändern das Spiel – Amazon muss sich neu erfinden

Mit dieser Entscheidung stellt sich Amazon direkt dem aggressiven Preismodell chinesischer Plattformen entgegen. Shein bietet Kleider für wenige Euro an und erhebt selbst lediglich zehn Prozent Provision in der EU beziehungsweise gut zwölf Prozent im Vereinigten Königreich – für neue Händler sogar zeitweise gar keine Gebühren. Auch Temu verstärkt den Druck, indem der Marktplatz mit extrem niedrigen Preisen und besonders günstigen Händlerkonditionen wirbt.

Für Amazon steht damit viel auf dem Spiel. Wenn der Konzern nicht gegensteuert, riskieren viele Verkäufer, ihre Sortimente auf die preisaggressiven asiatischen Plattformen zu verlagern. Mit der Gebührensenkung versucht Amazon nun, seine Händlerbasis zu halten.

Besonders Shein verkörpert ein radikal anderes Geschäftsmodell:
Ultraschnelle Produktion, hochautomatisierte Trendanalysen und ein nahezu grenzenloses Sortiment führen zu Preisen, die westliche Händler ins Wanken bringen. Temu geht sogar noch weiter und subventioniert Produkte aggressiv, um so Marktanteile zu gewinnen.

Beide Plattformen zielen nicht nur auf Mode ab – sondern auf den gesamten E-Commerce. Von Heimtextilien über Elektroartikel bis zu Beautyprodukten entsteht ein globaler Konkurrenzdruck, der traditionelle Plattformen zwingt, ihre Kostenstrukturen umzubauen.