Zu Jahresbeginn verdichten sich Belastungen, die sich über Monate aufgebaut haben. Mit dem Ende der Feiertage füllen sich die Postkästen wieder: Rechnungen, Zahlungsaufforderungen, Mahnungen. Hinzu kommen Jahresabrechnungen für Energie, Versicherungen oder Fahrzeuge, die häufig geballt im Jänner eintreffen. Was zuvor noch verdrängt werden konnte, lässt sich dann nicht mehr aufschieben.

Bei der Schuldnerberatung des Fonds Soziales Wien zeigt sich dieses Muster jedes Jahr aufs Neue. Im ersten Quartal liegen die monatlichen Neuanmeldungen spürbar über dem restlichen Jahresverlauf.

Wenn das Weihnachtsgeschäft zur Belastung wird

Für Menschen, die ohnehin knapp kalkulieren, wirkt die Weihnachtszeit oft wie ein Katalysator. Zusätzliche Ausgaben, Geschenke oder Feiern werden nicht selten über Kontoüberziehungen oder kurzfristige Finanzierungen abgefedert. Die eigentlichen Konsequenzen folgen jedoch zeitversetzt. Sobald das neue Jahr beginnt, wird deutlich, wie stark das finanzielle Polster strapaziert wurde – oder längst nicht mehr vorhanden ist.

Besonders problematisch erweisen sich dabei Ratenkäufe, die im Onlinehandel mit wenigen Klicks abgeschlossen werden können. Was zunächst überschaubar wirkt, entwickelt sich rasch zur Kostenfalle.

Teure Kredite im Alltag

Aus Sicht der Schuldnerberatung zählen Ratenzahlungen und dauerhafte Kontoüberziehungen zu den kostspieligsten Formen der Finanzierung. Sie verschieben finanzielle Probleme oft nur nach hinten – und vergrößern sie dabei.

Armut als strukturelles Thema

Die Entwicklung ist eingebettet in ein größeres soziales Bild. In Wien gilt ein erheblicher Teil der Bevölkerung als armutsgefährdet. Besonders häufig betroffen sind Haushalte mit AMS-Einkommen, Alleinerziehende, junge Menschen sowie Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Die hohe Zahl an Menschen, die auf Mindestsicherung angewiesen sind, verdeutlicht, wie eng finanzielle Spielräume für viele geworden sind. Allein im vergangenen Jahr bezogen 150.000 Wiener die staatliche Leistung.