Audi Q3 startet in Ungarn – dazu Orban: „Audi investiert, Brüssel bremst!“
Ungarn startet die Produktion des neuen Audi Q3 – Premier Orbán nutzt den Anlass für scharfe Kritik an der EU und erklärt die Automobilindustrie zum Herzstück der nationalen Wirtschaft.
Starke Worte beim Audi-Start: Orbán lobt Ungarn als Zukunftsstandort – und attackiert Brüssel.APA/AFP/POOL/Leon Neal
Neue Erfolgsmeldung für Ungarn: In Győr hat die Serienfertigung des neuen Audi Q3 begonnen – mit einem klaren politischen Signal. Premierminister Viktor Orbán ließ es sich nicht nehmen, persönlich zur Werks-Eröffnung zu erscheinen – und verband seine Rede mit einer Breitseite gegen Brüssel.
„Audi ist eine Herzensangelegenheit für uns“, sagte Orbán. Die Marke sei nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern ein Symbol für Vertrauen, Partnerschaft – und für den ungarischen Aufstieg seit dem Ende des Kommunismus.
„Wir sehen die Zukunft in Ungarn – und Audi sieht sie auch“
Der ungarische Premier erinnerte daran, dass Audi nach dem Regimewechsel der erste große westeuropäische Autohersteller war, der auf Ungarn setzte. Heute produziert das Werk in Győr jährlich 185.000 Fahrzeuge, darunter auch der Cupra Terramar, sowie über 1,5 Millionen Antriebseinheiten – das entspricht rund 7 Prozent der ungarischen Exporte.
Mit dem neuen Q3-Modell bringt Audi nun auch moderne Mild- und Plug-in-Hybride mit bis zu 120 Kilometern elektrischer Reichweite auf den Markt – entwickelt und gebaut in Ungarn.
„Brüssel erstickt unsere Industrie“
Orbán nutzte die Bühne aber nicht nur für wirtschaftlichen Optimismus. Mit Blick auf die EU sagte er wörtlich: „Audi investiert – Brüssel bremst!“
Die europäische Autoindustrie stecke in einer existenziellen Krise, so Orbán – „wir segeln durch stürmische Gewässer“. Gründe seien die hohen Energiepreise, überbordende Regulierung und ideologische Vorgaben aus Brüssel. Seine Forderung: Mehr Freiheit für Unternehmer, weniger Gängelung durch EU-Bürokraten.
Ungarns Antwort auf Deindustrialisierung
Das Audi-Werk in Győr ist für Orbán auch ein Gegenmodell zur Deindustrialisierung in Westeuropa. „Hier arbeiten Tausende ungarische Fachkräfte – mit Kompetenz, Fleiß und Stolz“, sagte er. Die Regierung werde weiterhin massiv in Industrie, Infrastruktur und Bildung investieren, um Ungarn als Produktionsstandort langfristig abzusichern.
Mit dem neuen Q3 liefert Audi demnach nicht nur ein Fahrzeug, sondern auch ein politisches Statement: Ungarn bleibt ein starker, verlässlicher Partner für Hightech-Industrie, der stabile Bedingungen, Planungssicherheit und industrielle Kompetenz bietet.
Gutes Wirtschaftswachstum, aber hohe Inflation
Trotz positiver Signale aus Győr bleibt das wirtschaftliche Gesamtbild gemischt: Ungarn wächst derzeit deutlich stärker als Österreich und liegt auch über dem EU-Durchschnitt – zuletzt mit +1,3 Prozent im zweiten Quartal 2025, im Gesamtjahr 2024 waren es sogar +2,2 Prozent. Davon kann Österreich nur träumen. Doch gleichzeitig liegt in Ungarn auch die Inflation mit rund 4 bis 5 Prozent deutlich über dem europäischen Mittel.
Österreichs Wirtschaft stagniert hingegen mit nur +0,4 Prozent Wachstum 2024 und einer negativen Prognose für 2025 (–0,3 %), verzeichnet dafür aber eine niedrigere Inflation von etwa 3 Prozent.
Einen Vorteil hat Ungarn jedoch bei den Staatsfinanzen: Mit einer Staatsverschuldung von rund 69 Prozent des BIP liegt das Land klar unter dem EU-Durchschnitt (Eurozone ca. 90 %) und auch unter Österreich, das derzeit bei etwa 82 Prozent liegt. Zudem ist die Arbeitslosigkeit in Ungarn mit rund 4 Prozent stabil, während sie in Österreich etwas höher ist (etwa 5 %). Diese wirtschaftspolitischen Spielräume nutzt Orbán gezielt für Investitionen und Industriepolitik – in Győr war das zuletzt deutlich zu sehen.
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