Eine aktuelle Studie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY zeigt das ganze Ausmaß der Entwicklung: Der operative Gewinn der 19 größten Automobilkonzerne der Welt brach im ersten Halbjahr 2025 um fast die Hälfte ein. Konkret ging er um 49,2 Prozent zurück – von 84,3 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf nur noch 42,8 Milliarden Euro.

„Angesichts einbrechender Gewinne stecke die etablierte westliche Autoindustrie in einer tiefen und strukturellen Krise“, erklärte EY-Autoexperte Constantin Gall. E-Autos verkauften sich deutlich schwächer als erwartet, zudem herrsche „ein ruinöser Preiswettbewerb“ auf den wichtigsten Märkten.

China setzt die Maßstäbe

Besonders sichtbar wird die Schwäche in China. Dort entscheiden sich immer mehr Käufer für einheimische Marken – ein Paradigmenwechsel, der den westlichen Herstellern Milliarden kostet. Gall betont: „Die Probleme in China werden dadurch noch verstärkt, dass die Käuferschaft sich verstärkt nationalen Marken zuwendet.“

Die chinesischen Produzenten punkten mit Geschwindigkeit, günstigeren Preisen und technischer Innovationskraft. Während deutsche Hersteller über lange Entwicklungszyklen und interne Bürokratie stolpern, bringen chinesische Unternehmen in Rekordzeit neue Modelle auf den Markt.

Margen im Keller, asiatische Konzerne vorn

Die Profitabilität ist für viele westliche Autobauer eingebrochen. Laut EY erzielten sieben Hersteller im zweiten Quartal eine operative Marge von weniger als drei Prozent, vier mussten sogar eine „negative operative Marge“ hinnehmen.

An der Spitze dominieren inzwischen asiatische Konzerne: Suzuki mit 10,4 Prozent, Kia mit 10,1 Prozent und Toyota mit 9,3 Prozent.

Krise wird wohl weiter anhalten

Die Krise wird sich nicht kurzfristig legen, prognostiziert Gall. „Die Schwächephase der Branche werde vorerst anhalten. Der Sturm wird nicht abflauen.“ Gründe seien die schwache Weltkonjunktur, geopolitische Spannungen und eine unsichere Zollpolitik.

Für die deutsche Industrie bedeutet das nichts weniger als eine existenzielle
Herausforderung. „Für viele Hersteller steht das komplette Geschäftsmodell auf dem Spiel, bei einigen Herstellern wird sich mittelfristig die Existenzfrage stellen“, so Gall. Hunderttausende Stellen in der Automobil- und Zuliefererindustrie stehen europaweit auf der Kippe.

Die Unternehmen müssten reagieren – und zwar radikal. Gall fordert: „Die guten alten Zeiten kommen nicht wieder, die Branche hat sich fundamental verändert, und die Automobilindustrie muss darauf eine Antwort finden.“ Konkret brauche es eine strikte Fokussierung auf profitable Kundensegmente und ein gestrafftes Modellportfolio.