AVL in Graz baut 350 Stellen ab
Das Grazer Technologieunternehmen AVL List streicht acht Prozent der Belegschaft. Grund sind Handelskonflikte, Auftragsverschiebungen und die anhaltende Krise in der Autoindustrie.
Im Juni 2022 wurden König Willem-Alexander und Königin Máxima von CEO Helmut List durch das Familienunternehmen AVL geführt. Dabei sprachen sie über nachhaltigere Lösungen im motorisierten Verkehr, Innovationen in der E-Mobilität, autonomes Fahren, Wasserstoff-Anwendungen und Batterietechnologie.IMAGO/ANP
Der globale Umbruch in der Autoindustrie erreicht nun auch AVL List in Graz mit voller Wucht. Rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Firmenchef Helmut List sprach von einem historischen Einschnitt.
Historische Kündigungswelle bei AVL List
Über Wochen wurde in Graz um den Personalstand bei AVL List gerungen. Am Montag bestätigte Firmenchef Helmut List persönlich, dass 350 Mitarbeiter gehen müssen – ein Abbau von acht Prozent. So tiefgreifend war ein Einschnitt in der Geschichte des Grazer Unternehmens noch nie.
AVL ist stark von der internationalen Krise in der Automobilindustrie betroffen. Zwar konnte zuletzt ein Auftrag eines europäischen Herstellers gewonnen werden, doch die neuen US-Zölle auf in Europa produzierte Fahrzeuge haben die Lage zusätzlich verschärft. Zu den bestehenden Problemen wie Konjunktureinbrüchen, steigenden Kosten und technologischen Umstellungen kam damit ein weiterer Belastungsfaktor hinzu.
Zulieferer unter Druck – Auftragsschübe ohne Wirkung
Die Folgen sind massiv: Mehrere Aufträge wurden zwar lediglich verschoben, doch ohne neuen Zeitplan. Dadurch fehlen dem Unternehmen Einnahmen, um die aktuelle Mitarbeiterzahl halten zu können. AVL List sah sich daher gezwungen, den tiefen Einschnitt vorzunehmen.
Die Branche insgesamt steckt in einer schweren Krise. Während sich Märkte wie China im Preiskampf zuspitzen und Förderungen für E-Autos vor allem heimischen Produzenten helfen, bleibt der US-Markt unberechenbar. Mercedes-Chef Ola Källenius beschrieb die Situation mit den Worten, die Branche erlebe „gleichzeitig Starkregen, Hagel, Sturm und Schnee“.
Sozialplan und Unterstützung angekündigt
Der Stellenabbau in Graz soll in enger Abstimmung mit der Arbeitnehmervertretung umgesetzt werden. Vorgesehen sind Modelle zur Altersteilzeit, individuelle Unterstützungsangebote sowie ein Sozialplan in Kooperation mit dem Land Steiermark. Weitere Kürzungen seien nicht geplant.
Bereits im Vorjahr hatte AVL List knapp 200 Stellen gestrichen und mit dem Verkauf der Tochterfirma Piezocryst Liquidität geschaffen. 2024 erreichte das Unternehmen noch einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt AVL derzeit rund 12.000 Menschen.
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