Die schwedische Gesellschaft gilt als digitaler Vorreiter. Bargeldzahlungen machen nur noch rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus – einer der niedrigsten Werte weltweit. Bankfilialen bieten kaum noch Ein- oder Auszahlungen an, Geldautomaten werden abgebaut, und immer weniger Geschäfte akzeptieren Bargeld.

Für viele Bürger ist das bargeldlose Bezahlen ein Symbol für Fortschritt. Doch es hat seinen Preis – sozial, sicherheitspolitisch und wirtschaftlich.

Digitaler Fortschritt mit sozialem Preis

Die Initiative „Kontantupproret“ („Der Bargeld-Aufstand“) kämpft gegen die vollständige Digitalisierung. Gründer Björn Eriksson warnt vor sozialer Ausgrenzung: „Du schließt Menschen aus, die damit Schwierigkeiten haben – Ältere, Menschen mit Behinderungen oder Frauen, deren Partner ihren Kontostand kontrollieren.“

Auch Elin Ritola von der Riksbank mahnt, Bargeld müsse als Notfall-Option erhalten bleiben: „Bargeld funktioniert auch dann, wenn Strom oder Datenkommunikation ausfallen.“

Die Zentralbank empfiehlt Bürgern, Bargeld für eine Woche im Haushalt aufzubewahren – etwa für Lebensmittel oder Medikamente.

Politik reagiert mit „Cash Inquiry“

Die Bargeldfrage ist in Schweden längst zur politischen Debatte geworden. Eine Regierungskommission – die „Cash Inquiry“ – hat Anfang 2024 Vorschläge vorgelegt, um die Bargeldversorgung zu sichern.

Geplant ist eine Bargeldannahmepflicht für Geschäfte mit lebenswichtigen Gütern und eine gesetzliche Verpflichtung für Banken, Ein- und Auszahlungen flächendeckend anzubieten. So soll verhindert werden, dass Bargeld in Krisenzeiten völlig verschwindet.

Digitale Währung als Kompromiss – die E-Krone

Parallel dazu arbeitet die schwedische Zentralbank an der E-Krone, einer digitalen Form des staatlichen Geldes. Sie soll das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. Die E-Krone ist auch offline nutzbar und durch die Zentralbank abgesichert.

Trotz aller Innovationen bleibt Bargeld für viele Experten ein Sicherheitsanker. Es funktioniert ohne Internet, ist vor Cyberangriffen geschützt und kann im Ernstfall Leben retten.