Forscher der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) und des Start-ups Medusoil SA sehen darin einen vielversprechenden Weg, um CO in feste Baumaterialien zu verwandeln.

Effizient, sauber und stabil

Im Zentrum der aktuellen Studie steht ein faszinierender Mechanismus: Bei hoher CO₂ Konzentration aktiviert das Bakterium ein Enzym namens Carboanhydrase. Dieses wandelt CO₂ direkt in Bikarbonat um, was wiederum die Bildung von Kalkstein (Calcit) ermöglicht. Laut Analyse stammen 94 % des entstandenen Kalziumkarbonats direkt aus dem CO₂ selbst.

„Wir wissen, dass viele Bakterien Kalk bilden können. Aber hier geht es um die direkte Umwandlung von Kohlenstoffdioxid in ein festes Material. Das ist neu – und wir stehen erst am Anfang“, erwähnt Dimitrios Terzis, Mitautor der Studie und Mitgründer von Medusoil SA.

Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten im Blick

Die Technik hat das Potenzial, CO an der Quelle – etwa in Industrieanlagen – einzufangen und in stabile mineralische Substanz zu überführen. Besonders wertvoll: Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren entstehen dabei keine toxischen Nebenprodukte wie Ammoniak. Stattdessen bleibt ein festes Material zurück, das sich im Bauwesen vielseitig nutzen lässt, etwa zur Bodensicherung oder als Ersatz für Zement.

Auch Pamela Principi von der SUPSI betont die Genauigkeit der Methode im Gespräch mit FOCUS Online: „Dank markierter Moleküle konnten wir den Kohlenstoff ganz exakt verfolgen.“ Der Nachweis sei eindeutig – das CO wird direkt im Prozess gebunden.

Von der Idee zum industriellen Maßstab

Der nächste Schritt liegt in der Skalierung: Medusoil plant, das Verfahren in Bioreaktoren großflächig umzusetzen. Die Vision: Bakterien gezielt dort einsetzen, wo CO-Emissionen entstehen, und die entstandene Kalkmasse direkt weiterverwenden.

Zukunftsperspektive: Bauen ohne CO₂-Fußabdruck?

Die biochemische Vielseitigkeit macht Bacillus megaterium besonders attraktiv für den Einsatz in CO-intensiven Industriezweigen.

Die Erkenntnisse könnten der erste Schritt zu einer neuen Generation von klimaneutralen Baustoffen sein – und dem Zementmarkt langfristig Konkurrenz machen.