Bertsch Energy: Vorarlberger Jahrhundertpleite vor dem Abschluss
Drei Jahre nach dem Insolvenzantrag nähert sich eines der spektakulärsten Unternehmensverfahren Vorarlbergs seinem Ende. Die Insolvenz der Bertsch Energy GmbH & Co. KG, die Ende 2022 nicht nur regional, sondern österreichweit für Aufsehen sorgte, steht kurz vor dem Abschluss.
Damit endet ein Kapitel, das als eine der größten Firmenpleiten in der Geschichte des Bundeslands in Erinnerung bleiben dürfte.
Insolvenzverfahren vor dem Abschluss
Am Landesgericht Feldkirch wurde nun die Schlussrechnung des Masseverwalters, des Dornbirner Rechtsanwalts Wilhelm Klagian, genehmigt. Laut Insolvenzdatei ergibt sich daraus für die Gläubiger eine Quote von 12,004 %. Im Vergleich zu vielen anderen Großinsolvenzen fällt diese Quote bemerkenswert hoch aus. Insgesamt wurden Forderungen in Höhe von 73,6 Mio. Euro angemeldet.
Zweitgrößte Firmenpleite Österreichs im Jahr 2022
Als Bertsch Energy im Dezember 2022 Insolvenz anmeldete, handelte es sich um die zweitgrößte Unternehmenspleite in Österreich in diesem Jahr. Das Unternehmen mit Sitz in Bludenz blickte damals auf eine fast hundertjährige Geschichte zurück. Über 97 Jahre hinweg hatte Bertsch Energy weltweit Großprojekte realisiert, darunter 112 Kraftwerke, 90 Abhitzesysteme und rund 2.700 Prozessapparate für die chemische und petrochemische Industrie.
Noch kurz vor der Insolvenz präsentierte sich das Unternehmen auf seiner Homepage als Komplettanbieter, der von Planung und Engineering über Fertigung und Montage bis hin zur schlüsselfertigen Inbetriebnahme alles aus einer Hand lieferte.
Ursachen reichen bis in die Pandemie zurück
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatten sich bereits Jahre zuvor abgezeichnet. Schon 2020 leitete das Unternehmen gemeinsam mit den finanzierenden Banken einen Restrukturierungsprozess ein. Die Corona-Pandemie brachte jedoch massive Verzögerungen bei mehreren Projekten mit sich. Besonders vier große Auslandsprojekte waren laut Creditreform von erschwerten Abwicklungsbedingungen betroffen.
Hinzu kamen steigende Kosten infolge der Inflation sowie erhebliche Probleme in den globalen Lieferketten. Diese Gemengelage verschärfte die finanzielle Situation zunehmend. Letztlich konnte auch ein Investorenprozess die Schieflage nicht mehr auffangen.
Zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung liefen noch Großprojekte unter anderem in der Türkei, in Deutschland, Frankreich und im Oman.
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