Boeing in der Krise: Steht die Raumfahrtsparte vor der Veräußerung?
Der US-amerikanische Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing sieht sich mit einer schwerwiegenden Krise konfrontiert, die mittlerweile auch seine Raumfahrtsparte bedroht. Aktuelle Berichte legen nahe, dass der Konzern erwägt, sich von Teilen seines Raumfahrtgeschäfts zu trennen, um seine angespannte finanzielle Lage zu stabilisieren und sich strategisch neu auszurichten.
Hintergründe der Krise: Schulden, technische Pannen und Streiks
Die Ursachen für Boeings Krise sind vielfältig und tiefgreifend. Der Konzern verzeichnete in den letzten Jahren hohe Verluste und ist mittlerweile mit 60 Milliarden US-Dollar verschuldet. Allein im Verteidigungs- und Raumfahrtbereich summierten sich die Verluste in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 auf 3,1 Milliarden US-Dollar, bei einem Umsatz von 18,5 Milliarden Dollar.
Zusätzlich zu den finanziellen Schwierigkeiten leidet Boeing unter einer Reihe technischer Probleme, die das Vertrauen in das Unternehmen weiter erschüttern. So ereignete sich am
5. Januar ein schwerwiegender Zwischenfall: Während des Flugs löste sich ein Teil der Kabinenwand einer Boeing 737 Max 9, was den Konzern unter erheblichen Druck setzte. Weitere Verzögerungen und Pannen in der Produktion, kombiniert mit einem aktuellen Streik, der die Produktion der meistverkauften Modelle 737 MAX, 767 und 777 lahmlegt, verschärfen die Situation zusätzlich.
Strategische Neuausrichtung und finanzielle Maßnahmen
Um die finanzielle Lage zu stabilisieren, erwägt Boeing nun offenbar, Teile seines Raumfahrtgeschäfts zu verkaufen. Im Fokus dieser Überlegungen steht insbesondere das NASA-Geschäft, einschließlich des lange problematischen Starliner-Raumfahrzeugs. Auch die Aktivitäten zur Unterstützung der Internationalen Raumstation (ISS) könnten bald zum Verkauf stehen.
Unter der Leitung des neuen CEO Kelly Ortberg, der im August 2024 das Ruder übernahm, versucht Boeing, die Krise mit einem umfassenden Sanierungsplan zu bewältigen. Ortberg betonte kürzlich, dass das Unternehmen „weniger machen und es besser machen‟ müsse, ein klares Bekenntnis zur verstärkten Fokussierung auf die Kerngeschäfte.
Neben möglichen Unternehmensverkäufen hat Boeing auch andere Maßnahmen ergriffen, um seine Finanzlage zu verbessern. So sicherte sich das Unternehmen die Möglichkeit, bis zu 25 Milliarden Dollar über neue Aktien und Schuldverschreibungen aufzunehmen, und vereinbarte einen Kreditrahmen über zehn Milliarden Dollar mit einem Bankenkonsortium.
Zukunftsaussichten: Kurswechsel und Branchenbeobachtung
Die Überlegungen zur Abspaltung der Raumfahrtsparte sind Teil einer umfassenderen Strategie von Boeing, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren und die Verluste in den Griff zu bekommen. Ob und in welchem Umfang diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, die Entwicklungen rund um Boeing werden in der Luft- und Raumfahrtbranche, sowie an den Finanzmärkten mit Spannung verfolgt, da die Maßnahmen nicht nur das Unternehmen selbst, sondern potenziell die gesamte Branche beeinflussen könnten
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