Brau-Nation im Abstieg: Russland überholt Deutschland bei Bierproduktion
Deutschlands Position als global führende Biernation gerät ins Wanken: Erstmals seit über einem Jahrzehnt ist die Bundesrepublik nicht mehr unter den fünf größten Bierproduzenten weltweit vertreten.
Russland hat Deutschland in den vergangenen Jahren den Rang abgelaufen – das geht aus dem aktuellen Branchenreport des Nürnberger Hopfenspezialisten Barth-Haas hervor. Während die Produktion in Deutschland leicht zurückging, konnte Russland um rund neun Prozent zulegen. „Damit verliert Deutschland auch seinen Titel als Europameister der Bierproduzenten, den es seit 2013 innehatte“, heißt es im Bericht.
Russland steigert Ausstoß – Deutschland schrumpft
Der Wandel in der europäischen Bier-Rangliste ist keine Momentaufnahme, sondern Teil eines langfristigen Trends. Laut Autor Heinrich Meier lag die Produktion in Russland 2024 bei rund 9,1 Milliarden Litern – Deutschland kam nur noch auf 8,4 Milliarden. Noch vor wenigen Jahren hatte Deutschland einen deutlichen Vorsprung. „Der Rückstand ist in den vergangenen Jahren stetig geschmolzen“, betont Meier. Nun sei der Umschwung endgültig erfolgt.
Als Ursachen nennt Thomas Raiser, Geschäftsführer bei Barth-Haas, unter anderem eine „stärkere Eigenproduktion und sinkende Importe in Russland“. Der Kurswechsel Moskaus in der Versorgungspolitik zeigt also auch in der Brauindustrie Wirkung.
Globale Bierproduktion unter Druck
Weltweit betrachtet stehen Russland und Deutschland dennoch klar im Schatten der Branchenriesen: China liegt mit über 34 Milliarden Litern klar an der Spitze, gefolgt von den USA mit rund 18 Milliarden. Beide Märkte mussten dennoch Rückgänge um etwa fünf Prozent verkraften. Auf den Rängen drei und vier folgen Brasilien und Mexiko mit 14,7 bzw. 14,5 Milliarden Litern – jeweils deutlich vor den europäischen Produzenten.
Strukturprobleme belasten Deutschlands Brauereien
Ein strukturelles Problem bleibt die kleinteilige Brauereilandschaft in Deutschland. Zwar gibt es noch über 1.500 Braubetriebe, doch kaum einer spielt international eine Rolle. Die Radeberger Gruppe – Deutschlands größte Brauerei – belegt im globalen Ranking lediglich Platz 23. Hinzu kommen steigende Kosten, sinkende Margen und ein seit Jahren abnehmender Bierkonsum.
Hopfen bleibt deutsche Paradedisziplin
Wenigstens beim Hopfen hat Deutschland noch die Nase vorn. 2024 wurden 46.536 Tonnen geerntet, deutlich mehr als die USA mit knapp 40.000 Tonnen. Zusammen liefern beide Länder rund zwei Drittel des Hopfens für die weltweite Produktion.
Kommentare