Die Reguleirungen sind längst zum Hemmschuh für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit geworden.

Deutschland erstickt an Formularen und Vorschriften

Die Zahlen stammen aus einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Demnach hat fast jedes siebte Unternehmen in Deutschland seit 2022 Personal eigens für den Umgang mit Bürokratie eingestellt. Besonders betroffen sind Mittelständler und Industriebetriebe – also genau jene Säulen, auf denen die deutsche Wirtschaft ruht.

14 % der Betriebe bewerteten ihre bürokratische Belastung im Jahr 2025 als „sehr hoch“. Drei Jahre zuvor waren es noch 4 %. Als größter Problemfaktor gilt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – ein Bürokratiemonster, das selbst kleinste Betriebe in Papierarbeit und Unsicherheiten erstickt.

Die Bürokratie wird zum Jobmotor, Produktivität nicht

Anstatt in Forschung, Digitalisierung oder Fachkräfte zu investieren, fließen Milliarden in Verwaltung und Kontrolle. Besonders große und mittlere Unternehmen sehen sich gezwungen, ganze Abteilungen für Compliance, Meldewesen und Risikoberichte aufzubauen.

Der Trend zieht sich quer durch alle Branchen – vom Energiesektor, in dem jeder fünfte Betrieb neue Verwaltungsposten schaffen musste, bis hin zur öffentlichen Verwaltung und zum Bildungswesen. Das Ergebnis: steigende Kosten, sinkende Produktivität, schwindende Wettbewerbsfähigkeit. So fasst es IAB-Forscher André Diegmann zusammen.

80 % der befragten Unternehmen berichten von finanziellen Mehrbelastungen infolge der wachsenden Regelflut. Der Grund liegt auf der Hand: Für jeden neu eingestellten Bürokratieverwalter fehlt ein Techniker, Entwickler oder Ingenieur, der Wertschöpfung schafft.

Neben den Personalkosten entstehen indirekte Schäden – durch verzögerte
Genehmigungen, Innovationshemmnisse und lähmende Berichtspflichten. Der Staat fordert Effizienz von Unternehmen, bremst sie aber selbst durch sein Regelwerk aus.

Reformideen: Gesetze auf Probe und weniger Vorschriften

Wie könnte der Ausweg aussehen? IAB-Experte Alexander Kubis schlägt ein Umdenken im Gesetzgebungsprozess vor: „Eine sinnvolle Möglichkeit wäre es, zukünftige Gesetze und Verordnungen zunächst befristet einzusetzen und mit einem ergebnisoffenen Prüfauftrag zu verbinden.“ Eine Art „Probezeit für Bürokratie“ – was nicht funktioniert, soll automatisch wieder gestrichen werden.