China am Vormarsch in Lateinamerika: Bau eines Kernkraftwerks in Argentinien
Nun haben sich Argentinien und China in einem Abkommen auf den Bau eines Kernkraftwerks geeinigt. China erweitert zurzeit mit Hilfe seiner Energietechnologie seinen Einfluss in Lateinamerika. Einige Projekte stoßen aber aufgrund von Umweltproblemen auf Widerstand, und die USA üben Druck aus, die Beziehungen zu Peking nicht zu vertiefen.
Chinas weitet seinen Einfluss in Lateinamerika aus. Dabei kommt ihm seine fortschrittliche Technologie für saubere Energie zugute, sowie die generelle Umstellung auf klimaschonende Energieerzeugung. Jüngstes Beispiel: ein kürzlich unterzeichnetes Abkommen über den Bau eines Kernkraftwerks in Argentinien.
Betriebsdauer von 60 Jahren
Das acht Milliarden US-Dollar teure Kraftwerk mit dem Namen Atucha III befindet sich in der Nähe von Lima – etwa 100 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Buenos Aires. Es wird das vierte Kernkraftwerk Argentiniens sein, mit einer Leistung von 1,2 Gigawatt und einer anfänglichen Betriebsdauer von 60 Jahren.
Peking und Buenos Aires hatten bereits 2015 eine Zusammenarbeit bei dem Projekt vereinbart, aber die Fortschritte waren ins Stocken geraten, bis schließlich der Vertrag zwischen der staatlichen China National Nuclear Corporation und Nucleoelectrica Argentina am 31. Januar unterzeichnet wurde.
Argentinien beteiligt sich an "Neuer Seidenstraße"
Einige Tage später erklärte sich Argentinien bereit, sich als erstes großes lateinamerikanisches Land an Chinas “Neuer Seidenstraße” beteiligen. Unter dem Titel werden seit 2013 Projekte zum Auf- und Ausbau interkontinentaler Handels- und Infrastruktur-Netze zwischen der Volksrepublik China und über 60 weiteren Ländern Afrikas, Asiens und Europas zusammengefasst.
Präsident Alberto Fernandez unterzeichnete bei einem Besuch in Peking eine Absichtserklärung. Beim Treffen mit Fernandez am Sonntag sagte der chinesische Präsident Xi Jinping, die beiden Länder sollten bestehende Wasserkraft- und Eisenbahnprojekte vorantreiben und die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Industrie, Infrastruktur und Investitionen vertiefen.
China gilt als vielversprechender Investor für saubere Energie
Da Argentinien bis 2050 kohlenstoffneutral werden will, ist es nach Ansicht von Experten auf ausländische Investitionen und modernste saubere Energietechnologien angewiesen, um den Übergang zu schaffen. China wird als vielversprechender Investor und Partner angesehen. Das Land ist zwar der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasemissionen, aber es ist auch weltweit führend bei der Kapazität an erneuerbaren Energien – Solar-, Wind- und Wasserkraft – sowie bei Kernkraft und Elektrofahrzeugen.
China hat bereits erhebliche Investitionen in diesem Sektor getätigt. Dazu gehört das 300-Megawatt-Solarkraftwerk Cauchari in der nördlichsten argentinischen Provinz Jujuy, das 2020 eröffnet wird und zu den größten der Region gehört. Die Export-Import Bank of China finanzierte 85 Prozent des 390-Millionen-US-Dollar-Projekts, während die Regierung von Jujuy den Rest über eine grüne Anleihe bereitstellte.
Im Windsektor hat Chinas führender Turbinenhersteller Goldwind vier Windparks in der südlichen Provinz Chubut und einen im Norden in Miramar in der Provinz Buenos Aires erworben. Alle sind in der Zwischenzeit in Betrieb.
Widerstand von Anrainern und USA
Chinesische Investitionen stoßen aber auch auf Widerstand in der lokalen Bevölkerung. Antonio Hsiang, Professor an der Academia Nacional de Estudios Politicos y Estrategicos (ANEPE) in Chile, sagte, Umweltfragen seien ein großes Problem für chinesische Investitionen in Lateinamerika. “Es gibt ein paar erfolgreiche Fälle, aber viel mehr gescheiterte Projekte, weil sich die Anwohner dagegen wehren”, sagte er. Auf viel Kritik stößt etwa ein 4,7 Milliarden US-Dollar teures chinesisches Wasserkraftwerksprojekt in Santa Cruz im Süden des Landes, und zwar wegen seiner negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen. Im Dezember wurde die Finanzierungsvereinbarung ausgesetzt und die Arbeiten an den Staudämmen eingestellt.
Auch die Vereinigten Staaten üben Druck aus, da die USA Lateinamerika als ihren “Hinterhof” betrachten. “Seit 2017 gibt es eindeutig Druck und Drohungen seitens der USA – in einigen Fällen explizit, in anderen implizit –, die Beziehungen zu China nicht zu vertiefen”, sagte Enrique Dussel Peters, Leiter des Zentrums für chinesisch-mexikanische Studien an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko.
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